Obwohl es eine leichte Erholung gebe, komme der wirtschaftliche Aufschwung auf den Lohn bezogen weiterhin nicht bei den Arbeitnehmenden an, wie es am Montag an der Medienkonferenz von Travailsuisse, Syna und Transfair weiter hiess. Daran würden auch die Lohnverhandlungen 2025 nur wenig ändern. Die Reallöhne müssten steigen, forderten sie.
Insgesamt hätten die Reallöhne in etwa zwei Dritteln der Verhandlungen verteidigt werden können. In einem Drittel drohe hingegen der Kaufkraftverlust. Damit sei das Verhandlungsergebnis durchzogen. Der Lohnrückstand der letzten Jahre habe nur in wenigen Branchen aufgeholt werden können.
Trotz wirtschaftlichem Aufschwung komme es zu sinkender Kaufkraft - dies sei eine inakzeptable Entwicklung, sagte Thomas Bauer, Leiter Wirtschaftspolitik bei Travailsuisse. Der Nachholbedarf bleibe deshalb auch im kommenden Jahr gross, da der Lohnrückstand beträchtlich sei.
Zwar zeige sich in Branchen mit Gesamtarbeitsverträgen und gewerkschaftlicher Vertretung eine deutlich bessere Entwicklung. So hätten bei den Lohnverhandlungen Rückstände etwas aufgeholt werden können, etwa im Bauhaupt- und Baunebengewerbe und im öffentlichen Verkehr - dort seien sie befriedigend.
Besonders hoch sei aber der Lohnrückstand mit fast 4 Prozent im Gesundheitswesen, in Teilen der Industrie, im Detailhandel und im Gastgewerbe. «Die Arbeitnehmenden arbeiten bis zum Anschlag und haben gleichzeitig immer weniger Geld in der Tasche. Diese Entwicklung ist besorgniserregend», sagte Yvonne Feri, Präsidentin der Gewerkschaft Syna.
Gründe dafür seien der fehlende Gesamtarbeitsvertrag (GAV) im Detailhandel. Und im Gastgewerbe lägen die Verhandlungen über einen neuen Gesamtarbeitsvertrag seit Jahren auf Eis, weil sich die Arbeitgeber gegen Verbesserungen der Lohn- und Arbeitsbedingungen wehrten.
Produktivitätsgewinne verteilen
Travailsuisse fordert mehr als den Erhalt der Kaufkraft. Der Verband will, dass alle Arbeitnehmenden an der wachsenden Produktivität teilhaben können. Nur so könne der erwirtschaftete Kuchen gerecht verteilt und die Lohnungleichheit in Schach gehalten werden.
Die gerechte Verteilung der Produktivitätsgewinne gewinne an Bedeutung, insbesondere in Anbetracht der steigenden Krankenkassenprämien, die zu einem Einkommensverlust von etwa 1,5 Prozent führten. Die Gewinne dürften also nicht nur in den Taschen der Aktionäre und Arbeitgeber verschwinden, sondern Arbeitnehmende sollten daran beteiligt werden.
Durchzogen falle die Bilanz auch für die Angestellten im Service Public aus, sagte Transfair-Präsidentin Greta Gysin. Im öffentlichen Verkehr habe in schwierigen Verhandlungen immerhin die Kaufkraft gesichert werden können. Reallohnzuwächse blieben aber auch in diesem Jahr weitgehend aus.
Noch düsterer sehe es für die Angestellten der Bundesverwaltung aus. Das aufgegleiste Sparprogramm dürften unter anderem die öffentlichen Angestellten mit einem weiteren Kaufkraftverlust bezahlen. In der Branche Post/Logistik liefen die Verhandlungen noch.
(AWP)