Unia berichtete in einer Mitteilung vom Montag von «Dutzenden» Fällen von Belästigung unter den Angestellten am Hauptsitz von Rolex in Genf. «Seit Jahren werden der Gewerkschaft Fälle von wiederholter Belästigung in der Abteilung des weltweiten Servicegeschäfts von Rolex in Genf gemeldet», erklärte Unia-Gewerkschaftssekretär Alejo Patiño am Montag vor den Medien. Die Gewerkschaft habe etwa 50 Zeugenaussagen erhalten.
Die Gewerkschaft habe versucht, mit Rolex Lösungen zu finden, sei aber «auf Blockaden» gestossen, heisst es. «Zunächst haben sie alles komplett abgestritten», sagte Patiño. Später habe Rolex dann einer internen Untersuchung und später einer externen Prüfung zugestimmt. Diese Untersuchungen hätten jedoch «nicht dazu geführt, dass die von den Beschäftigten geforderten Massnahmen umgesetzt wurden», sagte Patiño.
Rund 15 Beschäftigte hätten die Situation daraufhin beim kantonalen Amt für Arbeitsinspektion (Office cantonal genevois de l'inspection et des relations du travail, OCIRT) angezeigt. Das OCIRT stellte daraufhin einen Antrag auf Einhaltung der Vorschriften.
Gesundheit des Personals leidet
In einem Dokument, das im Oktober 2023 an einen dieser Beschwerdeführer gerichtet war und das der Nachrichtenagentur AWP vorliegt, schreibt das OCIRT, dass «bestimmte Aspekte in Bezug auf die bestehende Arbeitsorganisation sowie Managementpraktiken und Lücken in der Prävention psychosozialer Risiken innerhalb der Abteilung 'Weltweiter Service' einen schädlichen Aspekt auf die Gesundheit des Personals dieser Abteilung haben». Die Arbeitsaufsichtsbehörde forderte daher, dass das Unternehmen Massnahmen einleiten müsse, «die auf die festgestellten Probleme zugeschnitten sind».
Am Hauptsitz von Unia berichteten Mitarbeitende am Montag gegenüber den Medien von einem Vorgesetzten, der sie jahrelang schikaniert und ein toxisches Klima verbreitet habe. Das Unternehmen habe davon gewusst, diesen Angestellten aber geschützt. Ein ehemaliger Mitarbeiter berichtete auch, ihm sei gekündigt worden, nachdem er sich gegen die Schikanen gewehrt habe.
Nach dem Eingreifen des OCIRT sei der besagte Manager im Dezember letzten Jahres zwar entlassen worden. Wie Unia schreibt, hätten aber zuerst «Dutzende von Arbeitnehmern krankgeschrieben werden müssen», bis es zu seiner Entlassung gekommen sei.
Weil Mitarbeitenden, die gegen den Manager hätten vorgehen wollen, gekündigt worden sei, werde die Gewerkschaft bis Ende des Monats beim Arbeitsgericht eine Klage wegen «missbräuchlicher Entlassung» einreichen. «Wir sind dazu gezwungen, wir haben alle Möglichkeiten ausgeschöpft, die die Sozialpartnerschaft geboten hat», gab Patiño an.
Komplette Reorganisation
Auf Anfrage von AWP gab Rolex an, der Konzern habe «sofort die notwendigen Massnahmen ergriffen, um der Situation ein Ende zu setzen», nachdem er in einer seiner Abteilungen «Funktionsstörungen» festgestellt habe. «Die ergriffenen Massnahmen führten zu einer vollständigen Neuorganisation der betroffenen Abteilung», sagte eine Sprecherin.
Rolex habe «gemäss seinen strengen Regeln gerechtfertigte Entlassungen vorgenommen und die OCIRT darüber informiert», fügte sie hinzu. Man arbeite derzeit aktiv mit der OCIRT an Präventionsmassnahmen und setze alles daran, solche Situationen künftig zu vermeiden.
lf/rp/tv
(AWP)