Die Gewerkschaft Unia forderte finanzielle und gesellschaftliche Aufwertung der Arbeit von Frauen sowie existenzsichernde Renten. Der Lohn solle pro Monat mindestens 5000 Franken betragen. Den Frauen werde signalisiert, ihre Arbeit sei weniger wert. Das mache diese zu Recht «hässig», sagte Unia-Präsidentin Vania Alleva in Bern anlässlich des Frauenstreiktages.

Es sei ungeheuerlich, dass fast jede zweite Frau mit Lehrabschluss einen Tieflohn von weniger als 5000 Franken verdiene, und es sei unglaublich, dass die Frauen in der Schweiz immer noch 1500 Franken pro Monat weniger verdienen als die Männer, sagte Alleva. Nicht zuletzt sei es eine Frechheit, dass eine Migros, ohne mit der Wimper zu zucken, schwangeren Frauen die Stelle kündigen könne.

Statt endlich die Löhne zu erhöhen und regionale Mindestlöhne zu unterstützen, kritisierte die Unia, griffen die Bürgerlichen die Pensionskassenrenten mit der BVG-Reform - dem «BVG-Bschiss» - an. Es brauche jedoch Rentenverbesserungen statt Kürzungen.

Erst recht ein Skandal sei es, dass immer noch jede dritte Frau am Arbeitsplatz sexuelle Belästigung erlebe. Und beschämend sei es darüber hinaus für die reiche Schweiz, dass ein Viertel der Frauen im Alter von Armut betroffen sei. Das alles seien Symptome einer Gesellschaft, die Frauen und ihre Arbeit abwerte und ihre Leistung geringschätze, warnte Alleva.

Schrei gegen Gewalt an Frauen

In der Stadt Zürich kamen zum Feministischen Streiktag am frühen Freitagabend mehrere Tausend Personen zusammen: Sie starteten nach 17.30 Uhr für die grosse Demo mit einem lauten Schrei gegen Gewalt an Frauen. Es sei «im Fall keine radikale Forderung», hiess es auf Plakaten. Sie wollten bloss Gleichberechtigung, nicht die Macht, stand auf anderen.

Mit dem feministischen Streiktag würden Flinta-Personen - also Frauen, Lesben, inter, non-binäre, trans und agender Personen - gegen Krieg, Krise und Patriarchat kämpfen, teilten die Organisierenden mit. «Die gegenwärtigen Krisen sind nicht geschlechtsneutral - Flinta-Personen tragen oft die grösste Last», hiess es.

Die bewilligte Demonstration stand unter dem Motto «Becauce wie care!». In Solidarität mit kriegsbetroffenen Flinta-Personen legten die Demo-Teilnehmenden während ihres Umzuges auch sitzend eine Schweigeminute ein. Vor dem Umzug mit dem Schrei hatte das feministische Streikkollektiv auf dem Bürkliplatz mehrere Redende ans Mikrofon gebeten.

Im Laufe des Abends vergrösserte sich der Zulauf zur Kundgebung auf weit über 10'000, wie die Stadtpolizei Zürich mitteilte.

«Solidarisch - feministisch - antirassistisch»

In Bern nahmen zum Abschluss des Feministischen Streiktages am Abend mehrere Tausend Menschen - laut den Organisierenden 35'000 - an einer bunten Kundgebung teil. Der bewilligte Umzug lief unter dem Motto «Solidarisch, feministisch, antirassistisch» und führte von der Schützenmatte bei der Reitschule auf den Kornhausplatz und weiter auf den Bundesplatz. Dort wurden im Anschluss mehrere Reden gehalten. Die vom feministischen Streikkollektiv Bern organisierte Kundgebung verlief friedlich.

Mehrere Tausend Personen demonstrierten auch in Basel. Unter dem Motto «Unser Körper, unsere Strasse, unsere Welt» startete die bewilligte Kundgebung beim Theaterplatz. Mit Transparenten und Musikboxen sowie unzähligen rosa- oder lilafarbenen Flaggen und Ballons zog die Demo über die Wettsteinbrücke ins Kleinbasel.

Juso fordert Frauenhaus in Schwyz

Anlässlich des Frauenstreiks forderten die Juso in Schwyz vom Regierungsrat die Schaffung eines kantonales Frauenhauses. Die Zahlen von häuslicher Gewalt und Gewalt gegen Frauen seien alarmierend, teilte die Partei mit. 2023 seien im Kanton Schwyz 170 Fälle häuslicher Gewalt gemeldet worden. Allerdings würden nur etwa 20 Prozent der Fälle der Polizei gemeldet.

In Luzern versammelten sich mehrere Hundert Frauen zum Feministischen Streik. Hauptthema des Anlasses waren die Löhne und Renten der Frauen. Am Streik wurde vor allem die Reform der Pensionskassen, über die die Schweiz am 22. September abstimmt, kritisiert. Bei dieser würden insbesondere die Frauen zur Kasse gebeten, hiess es in einem Manifest. Es handle sich deswegen um einen «Bschiss».

In Genf gingen nach Schätzungen der Polizei zwischen 6000 und 8000 Menschen auf die Strasse, in Lausanne gar rund 18'000.

(AWP)