Fresenius steckt in der Zwickmühle wegen millionenschwerer Energiehilfen der Bundesregierung für Kliniken. Der Konzern hat durch deren Annahme im ersten Halbjahr einen gesetzlichen Schwellenwert überschritten, womit für dieses Jahr keine Boni an Manager und Dividenden an Aktionäre gezahlt werden dürfen. Grundsätzlich kann das Geld auch zurückgezahlt werden. Das Gesetz werde geprüft - auch auf seine Verfassungskonformität, sagte Fresenius-Chef Sen vor Journalisten.
Im dritten Quartal stieg der Konzernumsatz im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozent auf knapp 5,52 Milliarden Euro. Das bereinigte Betriebsergebnis fiel mit einem Plus von acht Prozent auf 519 Millionen Euro besser aus als von Finanzexperten erwartet.
Gemäss der neuen Prognose soll das um Wechselkurs- und Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Steuern und Zinsen nun dieses Jahr in etwa stabil bleiben. Zuvor hatte der Konzern im schlimmsten Fall auch einen Rückgang im mittleren einstelligen Prozentbereich nicht ausgeschlossen.
Unterm Strich rutschte Fresenius allerdings in den drei Monaten von Juli bis September wegen Wertberichtigungen bei der Dialysetochter Fresenius Medical Care (FMC) ins Minus mit 406 Millionen Euro - nach plus 321 Millionen Euro vor einem Jahr.
Vor allem FMC war in der Pandemie in die Krise gerutscht und löste mehrere Gewinnwarnungen beim Mutterkonzern aus. Damit das nicht mehr passiert, will Fresenius FMC nicht mehr voll in der Bilanz berücksichtigen, sondern nur als Finanzbeteiligung ausweisen - entsprechend dem Fresenius-Anteil von gut einem Drittel. Der Schritt soll im Dezember wirksam werden, hiess es.
Auch FMC blickt positiver auf die Gewinnentwicklung 2023. Im dritten Quartal sank der Umsatz jedoch um 3 Prozent. Unter dem Strich sackte das Ergebnis um fast zwei Drittel auf 84 Millionen Euro ab. Der Dialysespezialist hatte seine Zahlen bereits am Vorabend verkündet.
Fresenius-Chef Sen konzentriert sich beim Umbau auf die Klinikkette Helios und die Arznei-Sparte Kabi. FMC und den Klinik-Dienstleister Vamed sieht er nur noch als Finanzbeteiligungen. Randgeschäfte sollen verkauft werden, um die hohe Verschuldung zu senken. Jüngst hatte Fresenius verkündet, aus dem peruanischen Klinikmarkt auszusteigen. Weitere Verkäufe dürften «zeitnah» folgen, deutete Sen an./tav/als/DP/tav
(AWP)