"Sustainable Finance" hat in den vergangenen Jahren nicht nur bei Spezialisten, sondern auch in "Mainstream-Finanzkreisen" zunehmend Beachtung gefunden. Doch was steckt eigentlich genau hinter diesem an sich positiv konnotierten Begriff? Und was ist der Status Quo in der Schweiz? Auf diese und weitere Fragen geht das White Paper "Sustainable Finance in Switzerland: Where do we stand?" ein, das kürzlich von der Co-Autorin Annette Krauss an einem Womeon Luncheon des Swiss Finance Institute (sfi) vorgestellt wurde.
Im weiteren Sinne versteht man unter "Sustainable Finance" eine langfristig orientierte Finanzentscheide, die Umwelt, Soziales und Führungsfaktoren (ESG) integrieren. In Mode sind derzeit vor allem Umweltinvestments.
Für Unternehmen im Finanzsektor lassen sich für das nachhaltige Handeln zwei Bereiche unterscheiden: "Investment" und "Lending". Die Investment-Seite bezieht sich unter anderem darauf, dass gewisse kritische Investments bewusst umgangen oder nachhaltige Themen berücksichtigt werden. Auf der Lending-Seite geht es hauptsächlich darum, die Schuldner des Unternehmens bewusst auszusuchen und mit den ausgeliehenen Geldern keine kontroversen Aktivitäten zu fördern.
Feste Standards in der Schweizer Finanzbranche einzuführen, ist aber nicht ganz ohne. Es fängt schon bei der Definition an: Bisher gibt es zum Beispiel noch keine offiziellen Richtlinien, wann sich ein Fonds "sustainable" nennen darf. Genauso wenig besteht für Finanzinstitute eine Pflicht, über die Einhaltung von ESG-Kriterien zu berichten. Gemäss der Studie, beschäftigen sich grosse Finanzinstitute sich zwar in bestimmtem Masse damit, betrachten es aber eher als Nischenthema. Auch etablierte Industrieorganisationen (z.B. SBA; SAAM oder SFAMA) scheinen nachhaltiges Anlegen nicht als Priorität zu betrachten.
Die sfi-Analyse zeigt, dass die Schweiz bezüglich "sustainable Finance" im internationalen Umfeld zurzeit nicht tonangebend ist – mit Ausnahme von ein paar wenigen spezialisierten Institutionen und Initiativen, die "Sustainable Finance" als ihren USP definiert haben.
Ein kleiner Trost: ESG-Kriterien sind bei allen befragten Akteuren zumindest minimal vorhanden. Oder anders gesagt, die Grundlage wäre vorhanden. Somit ist eine wichtige Schlussfolgerung der Studie, dass hochrangigere Befürwortung, Führung und entscheidende Aktionen von allen Hauptakteuren des Schweizer Finanzmarktes benötigt werden, um die internationale Position der Schweiz zu stärken.
Mit anschliessendem Steh-Lunch, angeregten Diskussionen und Networking unter Gleichgesinnten war der Women Luncheon zweifelsohne eine interessante Gelegenheit, um das Bewusstsein für Nachhaltigkeit voranzutreiben.