Die gute Arbeitsmarktlage hält den Privatkonsum hoch. Wie die Ökonomen der Credit Suisse darlegen, wird die Beschäftigung 2023 weiter steigen. Die Arbeitslosigkeit bleibt gering und die Löhne werden der Bank zufolge um durchschnittlich 2,3% zunehmen. Weil die Inflation von aktuell 3% auf "deutlich unter 2% zurückgehen werde", so CS-Chefvolkswirt Claude Maurer, dürfen sich Herr und Frau Schweizer auf einen realen Lohnzuwachs freuen.
Auch verfügen die Privathaushalte weiterhin über beachtliche finanzielle Reserven. Die Sparquote ist im zu Ende gehenden Jahr nur leicht gesunken (vgl. Grafik). Der Konsum dürfte deshalb auch 2023 zulegen, mit +1,4% allerdings erheblich geringer als im zu Ende gehenden Jahr mit rund +4%. Bei diesem Anstieg hat jedoch der unmittelbare Nachholbedarf nach Covid ein wichtiges Wort mitgeredet.
Sparquote der Haushalte bleibt hoch
Für eine anhaltend gute Nachfrage sorgt nicht zuletzt auch die Zuwanderung. Dieses Jahr zogen per saldo 75’000 Personen in die Schweiz, 2023 dürften es erneut über 70'000 sein. Das entspricht der Einwohnerzahl einer Stadt wie St. Gallen. Die zusätzliche Nachfrage mache sich auch am Immobilienmarkt bemerkbar, zitiert die Zeitung "Finanz und Wirtschaft" CS-Chefökonom Maurer.
Von einer Energielücke, wie sie verschiedene Medien seit Monaten alarmistisch heraufbeschwören, will weder die Credit Suisse noch das Seco etwas wissen. Entsprechend werde eine Preisexplosion ausbleiben, was mit ein Grund für die günstige Inflationsprognose der beiden Institute ist. Nach 2,9% in diesem Jahr rechnet das Seco 2023 mit einer Teuerung von 2,2%. Die CS ist noch zuversichtlicher und geht von 1,5% aus.
Inflationssorgen werden kleiner
Mindestens die Hälfte der Inflation sei importiert, erklärt CS-Experte. Globale Preistreiber der vergangenen zwei Jahre wie die Güterknappheit lösten sich auf. Der Rohölpreis habe bereits korrigiert. Nur bei Gas sei die Lage schwieriger einzuschätzen.
Chefökonom Maurer sieht wenig Spielraum für Zweitrundeneffekte. Das im internationalen Vergleich hohe Preisniveau erschwere es Unternehmen in der Schweiz, Kostenanstiege an die Kunden weiterzugeben. Ausserdem herrsche in unserem Land eine Tradition der Lohnzurückhaltung, die Exzesse verhindere.
Hinzu kommt der starke Franken, der die (importierte) Teuerung bremst. Die CS erwartet eine weiterhin feste Währung. Zum Euro werde der Franken auch 2023 über Parität handeln wird. Mit der Zinswende sei nach rund zwanzig Jahren endlich wieder der Zinsbonus am Kapitalmarkt zurückgekehrt, gibt FuW die CS-Meinung wider. Das Zinsniveau in der Schweiz bleibe tiefer als im Ausland.
KOF ist zurückhaltender
Credit Suisse und Seco veranschlagen für 2023 ein Wirtschaftswachstum von 1,0% nach 2% in diesem Jahr. Die Konjunkturforscher der ETH Zürich (KOF) sind weniger zuversichtlich und prognostizieren nach ebenfalls 2% in diesem fürs nächste Jahr eine Wachstumsabkühlung auf 0,7%.
Vor allem die Energiekrise belaste. Jedoch meint auch das KOF, das Risiko einer Energiemangellange und eines damit verbundenen Konjunkturabsturzes sei seit dem Herbst gesunken.
Bezüglich der Inflation geht das KOF nach einer Teuerung von 2,9% in diesem Jahr von 2,3% im nächsten und 1,1% im übernächsten Jahr aus. Die Werte für 2023 und 2024 wurden im Vergleich zur Prognose im Herbst leicht heraufgesetzt.