Das erneute Marktwachstum von nachhaltigen Anlagen ist gemäss der am Montag publizierten Studie von Swiss Sustainable Finance (SSF), die in Zusammenarbeit mit dem Center for Sustainable Finance and Private Wealth (CSP) der Universität Zürich erstellt wurde, im Wesentlichen auf zwei Hauptfaktoren zurückzuführen: Einerseits auf den vermehrten Einsatz von nachhaltigen Anlageansätzen auf bestehende Vermögen und andererseits auf die positive Marktperformance im Jahr 2020, die für rund ein Drittel des beobachteten Wachstums verantwortlich ist.
Angebot nachhaltiger Fonds nimmt stark zu
Weiter trugen die Zuflüsse in bestehende nachhaltige Fonds zum Wachstum bei, allerdings in geringerem Ausmass. Das Volumen nachhaltiger Fonds stieg um 48% und macht mit 52% (2019: 38%) erstmals mehr als die Hälfte des gesamten Schweizer Fondsmarktes aus. "Dies ist eine Erfolgsgeschichte, die sich auch in den steigenden nachhaltigen Anlagevolumen von institutionellen Investoren (+15%) bzw. von nachhaltigen Mandaten (+29%) manifestiert", kommentiert Sabine Döbeli, CEO von SSF. Die Anlagepraktiken werden zudem immer ausgeklügelter: insgesamt werden bei 87% (2019: 83%) des gesamten Volumens der nachhaltigen Anlagen zwei oder mehr nachhaltige Anlageansätze kombiniert.
Impact Investing gewinnt an Bedeutung
Der Markt für nachhaltige Anlagen steht laut der Studie vor einer dritten Ära. Diese Entwicklung bezeichne die Finanzbranche als "Nachhaltige Finanzen 3.0". Aufgrund der Tatsache, dass ESG-Kriterien heute breit in die Finanzmärkte integriert seien, werde von Investoren zunehmend eine verstärkte Ausrichtung auf Wirkung gefordert. Die diesjährige Studie zeige denn auch, dass sich Anlegerinnen und Anleger zunehmend auf Wirkung ausrichten.
So rangiert das ESG-Engagement dank zweitstärkstem Wachstum nun auf Platz zwei – eine Verbesserung gegenüber dem dritten Platz im Vorjahr. Die Kategorie Impact Investing weist mit 70% immer noch die höchste Wachstumsrate aller nachhaltigen Anlageansätze auf. Dass Investoren und Anleger zunehmend Gewicht auf Wirkung legen, zeige sich auch an den von ihnen ergriffenen Massnahmen, wenn Beteiligungsfirmen gegen nachhaltige Normen verstossen. Bisher führte dies in der Regel zum Ausschluss des entsprechenden Unternehmens aus dem Anlageuniversum. 2020 hingegen bestand die häufigste Massnahme sowohl von Vermögensverwaltern als auch von Asset Ownern darin, zu intervenieren und mit der betreffenden Firma das Gespräch zu suchen. "Der Dialogansatz begünstigt eine Verhaltensänderung weitaus effektiver, als dies reine Verkaufsstrategien vermögen", hält Timo Busch, Senior Fellow am CSP und Studienmitautor fest.
Nachhaltigkeits-Zertifikate und-Labels als Orientierungshilfe
Eine unabhängige Überprüfung von Anlageprozessen sei ein wichtiger Schritt auf dem Weg, Transparenz und Vertrauen zu schaffen. Erfreulicherweise nehme die Akzeptanz unabhängiger Nachhaltigkeits-Zertifikate und -Labels zu, heisst es weiter in der Medienmitteilung zur Studie. Während im Vorjahr lediglich 6% der gemeldeten nachhaltigen Fonds mit unabhängig zertifizierten Labels gekennzeichnet waren, hat sich dieser Anteil gemäss Datenlage per Ende 2020 mehr als verfünffacht.
Konkret wurden im vergangenen Jahr 32% des nachhaltigen Fondsvolumens von Drittparteien (beispielsweise FNG-Siegel, GRESB, Label ISR, LuxFlag) zertifiziert. Der Prozess hin zu einer einheitlichen und verbindlichen Definition, was genau das Prädikat "nachhaltig" bedeutet, sei allerdings noch nicht abgeschlossen und bedürfe weiterer Anstrengungen der Marktakteure, zumal Anlegerinnen und Anleger mehr Klarheit und eine verbesserte Transparenz zu nachhaltigen Anlagen erwarteten. SSF werde im Juni deshalb Empfehlungen für Transparenz zur Nachhaltigkeit von Portfolios veröffentlichen, die in Zusammenarbeit mit Vermögensverwaltern und institutionellen Investoren erarbeitet wurden.