Der Chef der US-Notenbank, Jerome Powell, signalisiert einen höheren Zinsgipfel als bisher angenommen. "Die jüngsten Wirtschaftsdaten sind besser ausgefallen als erwartet, daher wird der Zinsgipfel wahrscheinlich höher ausfallen als bisher angenommen", sagte Powell am Dienstag vor dem Bankenausschuss des US-Senats. "Wenn die Gesamtheit der Daten darauf hindeuten sollte, dass eine schnellere Straffung gerechtfertigt ist, wären wir bereit, das Tempo der Zinserhöhungen zu erhöhen." Er wiederholte zudem die Aussage, dass weitere Zinserhöhungen angemessen seien.
Im Februar verlangsamte Fed die Zinserhöhungen
Seit einem Jahr hat die Fed ihre Leitzinsen kräftig angehoben. Im Februar hatte sie jedoch ihr Tempo der Zinserhöhungen erneut verlangsamt und den Leitzins nur um 0,25 Prozentpunkte auf 4,50 bis 4,75 Prozent angehoben. Im Dezember hatte die Fed den Zins noch deutlicher um einen halben Prozentpunkt angehoben. Davor war der Leitzins viermal in Folge sogar um je 0,75 Prozentpunkte erhöht worden. Die nächste Zinsentscheidung wird am 22. März getroffen. Vor einem Jahr hatte der Zins noch an der Nulllinie gelegen. Die Fed hatte zuletzt einen Gipfel für das Zinszielband von 5 bis 5,25 Prozent in Aussicht gestellt. Nach den jüngsten Aussagen von Powell, dürfte es wohl noch höher ausfallen.
Robuste US-Wirtschaft erhöht Druck auf das Fed
"Die heutigen Äusserungen des Fed-Chefs erhöhen das Mass an Unsicherheit über die US-Leitzinsentwicklung in den kommenden Monaten", kommentierte Elmar Völker, Volkswirt bei der Landesbank Baden-Württemberg. Bisher sei man von weiteren Schritten im Tempo von 0,25 Prozent ausgegangen. "Der unerwartet robuste Start der US-Wirtschaft ins neue Jahr und neue Zweifel an einer zügigen Entspannung an der Inflationsfront haben den Handlungsdruck auf die Währungshüter jedoch wieder erhöht." Wie hoch der nächste Zinsschritt ausfällt, hängt laut Völker von den US-Arbeitsmarktdaten und den Inflationsdaten ab.
Starker Arbeitsmarkt erschwert Kampf gegen Inflation
Die Inflationsrate hat im Januar bei 6,4 Prozent gelegen. Der Inflationsdruck blieb also hartnäckig hoch. Die Fed strebt eine Rate von lediglich zwei Prozent an. "Wir sind noch weit vom Inflationsziel entfernt", sagte Powell. Die Fed habe die Instrumente, um die Inflation zu senken. Dies seien vor allem die Zinsen, aber auch die Reduzierung der stark aufgeblähten Bilanz, so Powell.
Der Notenbanker hatte bereits zuvor weitere Zinserhöhungen in Aussicht gestellt. Es dürfte aber noch bis 2024 dauern, bis die Inflation wieder das von der Fed anvisierte Ziel von zwei Prozent erreichen werde, hatte er betont. Ökonomen verweisen dabei auf den weiter sehr starken Arbeitsmarkt, der einen Rückgang der Inflation erschwere. Durch höhere Zinsen wird die US-Wirtschaft zwar gebremst. Die straffe Geldpolitik zeigt bisher aber keine sichtbaren Auswirkungen auf den boomenden Arbeitsmarkt der grössten Volkswirtschaft der Welt.
Nach den Aussagen von Powell legte der Dollar zu. Der Euro fiel auf ein Tagestief bei 1,0574 US-Dollar. Die Kurse von US-Staatsanleihen und die Aktienmärkte gerieten unter Druck.
(Reuters/AWP)
1 Kommentar
Leider sind derzeit Zinserhöhungen wohl wirklich das Mittel den Konsum und Inflation runter zu holen. Das Problem, es löst das Problem der Einkommensscherre nicht, die wird dennoch immer grösser. Das Problem ist, die oberen Prozent heizen die erzwungene Teuerung am stärksten an, die unteren leiden.