Gleichwohl sollten diese Anleihenkäufe weiterhin zum geldpolitischen Werkzeugkasten gehören, sagte Schnabel am Dienstag in einem Vortag auf einer Konferenz in Tokio.
Die Erfahrung der vergangenen 15 Jahre lege nahe, dass die Wirksamkeit von Anleihenkäufen - in der Fachwelt kurz «QE» (Quantitative Easing) abgekürzt - zur Anschiebung der Nachfrage abhängig vom jeweiligen Zustand der Wirtschaft sei. «Und QE kann mit Kosten verbunden sein, die grösser sein könnten als die anderer Geldpolitik-Instrumente», sagte die Volkswirtin. Schnabel zufolge haben die Bond-Käufe womöglich die Wirkung der jüngsten Zinserhöhungen der EZB gedämpft.
Risikoaufschläge am Finanzmarkt könnten durch Anleihenkäufe in vielen Marktsegmenten weiter gedrückt bleiben, sagte Schnabel. Und die Finanzierungsbedingungen seien dann in der Folge lockerer als sie es sonst gewesen wären. «Dies könnte die Übertragung der Geldpolitik während des jüngsten Straffungszyklus geschwächt haben», merkte sie an.
Die EZB hat im Kampf gegen die Inflation seit Sommer 2022 zehn Mal in Serie die Zinsen angehoben - der bislang letzte Zinsschritt nach oben erfolgte im September 2023.
Die EZB hatte zwar während ihrer jüngsten Zinserhöhungsserie die Wiederanlagekäufe im Rahmen des älteren grossen Anleihen-Kaufprogramms APP langsam heruntergefahren und dann schliesslich im Sommer 2023 ganz eingestellt. Die im Rahmen des kleineren Pandemie-Kaufprogramms PEPP erworbenen Anleihen werden derzeit aber nach wie vor bei Fälligkeit wieder ersetzt. Erst im zweiten Halbjahr sollen die Käufe langsam heruntergefahren und dann Ende des Jahres komplett eingestellt werden.
(Reuters)