Das Gericht verurteilte auch zwei Kollegen des Ex-Elvetino-Chefs zu bedingten Freiheitsstrafen von 24 und 12 Monaten. Dazu kommen für den ehemaligen Chef eine Geldstrafe von 290 Tagessätzen zu 30 Franken und für einen der Kollegen eine solche von 90 Tagessätzen zu 80 Franken. Auf die Verurteilten kommen auch Schadenersatzzahlungen von mehreren 100'000 Franken zu.

Der frühere Elvetino-Chef wurde unter anderem wegen Veruntreuung, versuchtem Betrug, passiver Bestechung und ungetreuer Geschäftsbesorgung verurteilt. Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig und können am Obergericht angefochten werden.

Zahlungen als «Kartoffelernte» verschleiert

Der Ex-Elvetino-Chef hatte einen alten Freund als externen Berater zur SBB-Tochterfirma geholt. Für seine Tätigkeit habe dieser viel zu hohe Rechnungen eingereicht, so der Richter. Das sei durch Zeugenaussagen belegt. Zudem wurde das Mandat mehrfach mündlich verlängert, obwohl dies schriftlich hätte gemacht werden müssen.

Einen Teil des Honorars leitete der Berater dann dem Chef weiter. Angeblich waren diese Gelder für «Mitarbeiter-Motivationsmassnahmen» gedacht. An Mitarbeiter-Anlässe konnte sich aber niemand erinnern. Dass die beiden etwas zu verbergen gehabt hätten, sehe man auch daran, dass als Zahlungsgrund jeweils Begriffe wie «Kartoffelernte» oder «Mangoernte» gewählt wurden, sagte der Richter weiter.

Mit dem zweiten Kollegen betrieb der Ex-Chef eine Firma für Gastroartikel aus China, etwa Kaffeebecher und Brotkörbchen. Diese Firma verkaufte die teils unbrauchbaren Artikel überteuert an Elvetino.

Für das Gericht war in diesem Fall klar, dass der 68-Jährige die treibende Kraft dahinter war. Zumal der Kollege weder Kontakte nach China noch in die Gastronomie hatte. Gegen aussen verschleierte der Chef aber seine Beteiligung, weil er dafür eine Zustimmung des Verwaltungsrats benötigt hätte.

Fristlos entlassen

Die Beschuldigten hatten auf Freisprüche gepocht. Dem Unternehmen sei gar kein Schaden zugefügt worden, hielt einer der beiden Verteidiger des Ex-Chefs fest. Die Beschuldigten äusserten sich nicht zu den Vorwürfen. Der frühere Chef betonte aber, dass Elvetino in seiner Zeit «von einem maroden Unternehmen zu einer guten Firma» geworden sei.

Die Staatsanwaltschaft hatte für den Hauptbeschuldigten eine Freiheitsstrafe von 44 Monaten gefordert. Der ehemalige Elvetino-Chef leitete die SBB-Tochtergesellschaft von 2011 bis 2017. Er wurde fristlos entlassen.

(AWP)