Im dritten Quartal steigerte Evonik den Absatz im Jahresvergleich um 2 Prozent auf 3,83 Milliarden Euro, das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg indes um fast ein Fünftel auf 577 Millionen Euro. Unter dem Strich verdiente Evonik laut Mitteilung vom Mittwoch 223 Millionen Euro nach einem Minus von 96 Millionen vor einem Jahr.

Die zu Wachstumsbereichen erklärten Sparten Smart Materials und Specialty Additives profitierten von höheren Absatzmengen und einer damit verbundenen besseren Anlagenauslastung. Bei fast konstanten Umsätzen - so werden niedrigere Rohstoffpreise in der Regel an Kunden weitergereicht - steigerten beide Bereiche die operativen Gewinne deutlich. Specialty Additives etwa profitierte von einer höheren Nachfrage nach Produkten für die Farben- und Beschichtungsindustrie sowie nach Öladditiven.

In der Sparte Nutrition & Care lieferten höhere Preise für das Tierfutter-Eiweiss Methionin Rückenwind. Analystin Georgina Fraser von der US-Bank Goldman Sachs verwies in einer ersten Reaktion auf die Geschäftszahlen aber darauf, dass die Preise für den Rohstoff zuletzt wieder gefallen seien. Der Rückenwind für den Konzern durch dieses Geschäft werde zum Jahresende hin also nachlassen.

Auch wenn es im abgelaufenen Jahresviertel gewinnseitig etwas besser gelaufen sei als gedacht, könnten die Markterwartungen für das Schlussquartal fallen, merkte zudem Branchenkenner Chetan Udeshi von der Bank JPMorgan an. So habe ein Gespräch mit der Investor Relations-Abteilung nahegelegt, dass sich das Umfeld für den Geschäftsbereich Performance Materials im Verlauf des dritten Quartals verschlechtert habe. Daher erschienen die Markterwartungen für das Schlussquartal für diesen Bereich zu hoch.

Allerdings strebt Evonik schon länger eine Trennung vom Geschäft mit Standardchemikalien der Sparte Performance Materials an, zu der neben dem bereits verkauften Superabsorber-Bereich auch der C4-Verbund rund um petrochemische Zusätze für Kautschuk, Kunststoffe und Spezialchemikalien zählt.

Insgesamt treibt Chef Kullmann den Konzernumbau weiter vorn. So wurde im abgelaufenen Quartal der Verkauf des Geschäfts mit Superabsorbern an ICIG abgeschlossen und die Straffung zweier Geschäftsbereiche angekündigt. Die Segmente Coating & Adhesive Resins sowie Health Care werden auf ihre Kerngeschäfte konzentriert, Randbereiche sollen überwiegend verkauft oder in Partnerschaften eingebracht gebracht werden.

Zudem wird gespart. Kostensenkungen und die laufende Verschlankung der Verwaltung sollen 2024 etwa 400 Millionen Euro einsparen. Dagegen liefen einige zu erwartende Kostensteigerungen, etwa bei Löhnen, hiess es weiter.

Den Jahresausblick bestätigte Kullmann, trotz des konjunkturellen Gegenwinds. Demnach soll 2024 ein operativer Gewinn von 1,9 bis 2,2 Milliarden Euro erzielt werden.

Der Evonik-Aktie half das nicht. Deren Kurs viel am Vormittag in einem freundlichen Gesamtmarkt um 3,5 Prozent auf 19,40 Euro. Das Jahresplus schmolz damit auf unter fünf Prozent zusammen./mis/lew/stk

(AWP)