Selbst bei einem schwachen Konjunkturumfeld in diesem Jahr könnte die Ölnachfrage um mehr als 4 Millionen Barrel pro Tag oder etwa 4 Prozent steigen, wie Andurand im Bloomberg-Interview sagte. Sie wäre damit etwa doppelt so hoch wie von führenden Prognostikern erwartet.

Der wichtigste Rohstofffonds von Andurand kam 2022 auf ein Plus von 59 Prozent und konnte damit das dritte Jahr in Folge bei der Performance glänzen (+154 Prozent 2020 und +87 Prozent 2021).

"Ich denke, dass der Ölpreis auf über 140 Dollar pro Barrel steigen wird, sobald Asien wieder vollständig geöffnet ist, vorausgesetzt, es gibt keine weiteren Lockdowns", sagte Andurand. "Der Markt unterschätzt das Ausmass des Nachfrageschubs, den dies mit sich bringen wird."

Stimmungsdämpfer seit dem Jahreswechsel

Seit dem Jahreswechsel haben die Rohölpreise 8 Prozent nachgegeben. Als Stimmungsdämpfer am Markt wirkte zum einen der Umstand, dass die Wiederöffnung der chinesischen Wirtschaft auch einen Anstieg der Corona-Fälle mit sich gebracht hat. Zum anderen trübt die Sorge vor einer Rezession in den USA den Nachfrageausblick.

"Der Grund, warum die Ölnachfrage immer noch 2,5 Millionen Barrel pro Tag unter dem Niveau von 2019 liegt, ist, dass China noch nicht wieder geöffnet hat und andere asiatische Länder gerade erst damit begonnen haben, sich wieder zu öffnen", erklärte Andurand.

In der ersten Hälfte des Jahres 2022 habe der Ölmarkt von dem Umstand profitiert, so Andurand, dass das Angebot kaum zunahm, während sich die Nachfrage erholte, und die Sorge um die russischen Exporte nach dem Einmarsch in der Ukraine aufkam. Andurand hatte im vergangenen Jahr gesagt, dass der Ölpreis nach Moskaus Einmarsch in der Ukraine 200 Dollar pro Barrel erreichen könnte.

Im März 2022 war die Notierung der Nordsee-Ölsorte Brent auf bis zu 139 Dollar geklettert. In der zweiten Jahreshälfte schwächten sich die Preise dann ab, da das Angebot um 4 Millionen Barrel pro Tag anstieg und die Nachfrage in China und den Ländern der ehemaligen Sowjetunion nachliess.

(Bloomberg)