Die Redcare-Aktie legte nach Handelsbeginn in Frankfurt zeitweise um fast sieben Prozent zu, machte damit aber nur einen kleinen Teil ihrer Kursverluste aus den vergangenen Wochen wett. Am Vormittag lag sie zuletzt noch mit 4,7 Prozent im Plus bei 127,50 Euro und gehörte damit zu den stärksten Titeln im MDax , dem Index der mittelgrossen Werte. Allerdings war das Papier im November zeitweise noch zu mehr als 170 Euro gehandelt worden. Vor allem Mitte Dezember war ihr Kurs deutlich abgesackt.

Branchenexperten äusserten sich unterschiedlich zu den Geschäftszahlen. Analyst Michael Heider von der Baader Bank wertete die Umsatzentwicklung als stark und sah den Aktienkurs als eine gute Möglichkeit zum Einstieg. Sein Kollege Olivier Calvet von der Schweizer Grossbank UBS sah seine Erwartungen jedoch verfehlt. Während Heider der Redcare-Aktie einen Kursanstieg auf 175 Euro zutraut, rechnet Calvet mit einem weiteren Rückgang auf 85 Euro.

Das Geschäft mit dem E-Rezept wächst in Deutschland vor allem seit Mitte vergangenen Jahres - rund ein Jahr nach seiner lange erwarteten Einführung. Das Management von Redcare Pharmacy hatte damit schon bei der Gründung des Unternehmens im Jahr 2001 gerechnet - doch die politische und technische Umsetzung liess auf sich warten.

Jetzt aber zeigt sich der Erfolg in den Geschäftszahlen. Der Erlös mit rezeptpflichtigen Medikamenten zog bei Redcare im vergangenen Jahr insgesamt um 64 Prozent auf 749 Millionen Euro an. In Deutschland lag die Steigerung mit 69 Prozent auf 254 Millionen Euro noch etwas höher. Dabei beschleunigte sich das Wachstum im Jahresverlauf deutlich: Im vierten Quartal lag der Erlös 142 Prozent höher als ein Jahr zuvor.

Vorstandschef Jasper Eenhorst sprach von einem aussergewöhnlichen Jahr für das Unternehmen: «Das elektronische Rezept ist in Deutschland zum neuen Standard geworden.»

Der gesamte Konzernumsatz lag mit 2,4 Milliarden Euro 32 Prozent höher als im Vorjahr und innerhalb der Unternehmensprognose, die der Vorstand im Oktober auf 2,35 bis 2,5 Milliarden Euro angehoben hatte. Der Umsatz mit rezeptfreien Arzneien legte um 21 Prozent zu. Auch die Zahl der Kunden wuchs zuletzt kräftig - im Gesamtjahr um 1,7 Millionen auf 12,5 Millionen. Allein im vierten Quartal kamen 0,6 Millionen Kunden hinzu.

Redcare Pharmacy hat ihren Hauptsitz in Sevenum, nahe der niederländischen Stadt Venlo. Weitere Standorte befinden sich in Köln, Berlin, München, Tongeren, Warschau, Mailand, Lille und Eindhoven./stw/men/mis

(AWP)