Kurz nach Handelsstart legte die DHL-Aktie um gut zwei Prozent auf 38,57 Euro zu und gehörte damit zu den stärksten Titeln im deutschen Leitindex Dax . Dennoch wird das Papier derzeit 14 Prozent billiger gehandelt als noch zum Jahreswechsel, während der Dax von Rekord zu Rekord jagt.

Für seine Wachstumspläne setzt Meyer vor allem auf den Ausbau des konzerneigenen Geschäfts. Der ganz überwiegende Teil solle aus eigener Kraft erfolgen, sagte der Konzernchef im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Die Übernahme anderer Unternehmen spielt für ihn eine untergeordnete Rolle, er schliesst sie aber auch nicht aus.

Für DHL sind Zukäufe laut dem Manager nur in zwei Fällen sinnvoll: Falls sich dadurch eine zusätzliche geografische Abdeckung ergibt oder ein Ziel-Unternehmen in einer Nische tätig ist und auf diesem Weg spezielles Know-how in den Konzern einbringt. Akquisitionen nur für eine Umsatzsteigerung seien weniger interessant, erklärte Meyer.

Der Beitrag potenzieller Übernahmen sei in den angepeilten gut 120 Milliarden Euro nach aktuellem Stand der Strategie bereits enthalten. Im Vergleichsjahr 2023 hatte DHL einen Umsatz von knapp 82 Milliarden Euro erzielt.

Wichtigste Grundlage für das weitere Wachstum des DHL-Geschäfts soll auch in den kommenden Jahren der Online-Handel sein. Laut Meyer ist schon jetzt mehr als ein Viertel des Konzernumsatzes mit dieser Branche verknüpft.

Ausserdem definiert die DHL in ihrer neuen Strategie die Veränderungen in der Pharmabranche als Wachstumsmarkt. Dort würden etwa spezialisierte Logistiklösungen wie temperaturgeführte Tiefkühl- oder Kryolagerung benötigt. Obendrein will das Unternehmen bei der Umstellung auf erneuerbare Energien und der Transformation des Automobilsektors ein Stück vom Kuchen abbekommen und etwa die Logistik für Windradflügel und Batteriespeichersysteme bereitstellen.

Zudem will Meyer den Fokus auf schnell wachsende Regionen der Welt legen. Dazu zählt er Länder in Asien, Afrika und dem Nahen Osten. Wachstumspotenzial sieht er generell bei kleinen Unternehmen aus dem Bereich Online-Handel sowie bei Firmen aus dem produzierenden Gewerbe, die international wachsen wollen.

Ändern will der Manager die rechtliche Struktur von Konzernteilen. Demnach sollen die Bereiche E-Commerce sowie Post und Paket Deutschland künftig als eigenständige Gesellschaften geführt werden, ähnlich den bereits bestehenden Gesellschaften. Konzernchef Meyer sprach von der «Entwirrung eines Wollknäuels». Nach seiner Einschätzung handelt es sich um eine technische Massnahme, von der weder Kunden noch Angestellte viel mitbekommen dürften.

So soll die neue rechtliche Struktur zu keinen inhaltlichen Änderungen im Konzernportfolio, von Tarifverträgen und Schutzvereinbarungen, Managementverantwortlichkeiten oder anderen rechtlichen Verpflichtungen führen. Das deutsche Briefgeschäft werde weiterhin unter dem Namen Deutsche Post AG laufen, hiess es. Für die Umsetzung veranschlagt der Vorstand ein bis zwei Jahre.

Meyer sieht in der neuen rechtlichen Struktur auch «ein Bekenntnis zum Portfolio» und spielt damit auf Entwicklungen der vergangenen Jahre an. Da das Brief- und Paketgeschäft im Heimatmarkt Deutschland zunehmend schrumpfte und immer unprofitabler wurde, war über eine mögliche Abspaltung spekuliert worden.

Die DHL hat fünf Geschäftsbereiche: die Beförderung von zeitkritischen Dokumenten und Waren (DHL Express), den internationalen Gütertransport auf dem Luft-, See- und Landweg (DHL Global Forwarding, Freight), Lieferkettenlösungen (DHL Supply Chain), den nationalen Pakettransport ausserhalb Deutschlands (DHL E-Commerce) sowie den Transport von Briefen und Paketen im Heimatmarkt (Post & Paket Deutschland).

Weitere Details zu den Plänen in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts sowie der geplanten nächsten Schritte will das Management an diesem Dienstag vorstellen./lew/stw/lfi/zb

(AWP)