Die beiden Brüder haben ihr erstes Reisfeld 2019 in Lugnorre (FR) angelegt, ein zweites vor zwei Jahren in Kappelen (BE). Sie gehören zu den ersten Schweizer Produzenten, die auf Initiative von Agroscope in den sogenannten Flutreisanbau eingestiegen sind. Bisher wurde im Tessin nur Trockenreisanbau betrieben.

«Wir haben alles 'on the job' gelernt. Wir lassen uns viel von dem inspirieren, was im Ausland gemacht wird», erklärt Agraringenieur Léandre Guillod. Doch das Schweizer Klima entspreche nicht unbedingt jenem an anderen Orten der Welt.

«Da das Schweizer Mittelland jenseits des 46. Breitengrades liegt, bleibt es für den Reisanbau eine ziemlich extreme Region», räumt er ein. Angesichts dieser Herausforderungen liegt der Schlüssel in der Diversifizierung der Produktion.

Die beiden Brüder bauen auf elf Hektaren Reis an, sechs Hektar in Lugnorre und fünf in Kappelen. Die Hälfte dieser Fläche ist mit der gängigen Sorte Loto bepflanzt. «Auf der anderen Hälfte bauen wir Spezialitäten an. Wir haben schwarzen Reis, japanischen Rundkornreis, Jasminreis oder auch eine spezielle Risottosorte», erzählt Guillod.

Hitze und Wasser

2024 können die Brüder voraussichtlich fast 40 Tonnen Reis ernten. Das sind 10 Tonnen mehr als im letzten Jahr. «Alle Sorten haben unter optimalen Bedingungen geblüht», freut sich Guillod. «Wir waren etwas besorgt wegen der Kälte im Juni und Anfang Juli. Dadurch hat sich der Anbau verzögert, was aber später wieder aufgeholt werden konnte.»

In der Schweiz ist das Klima nach wie vor eines der grössten Hindernisse für den Reisanbau. Reis gedeiht nur bei einer Temperatur von mindestens 20 Grad.

Neben der Temperatur ist Wasser ist die andere wichtige Komponente. Léandre und Maxime Guillod verfügen über eine Konzession, die es ihnen erlaubt, Wasser aus dem Broye-Kanal zu pumpen, um die Felder künstlich zu überfluten. Zwei Zentimeter hoch muss das Wasser zum Zeitpunkt der Anpflanzung stehen, im Juli bis zu 15 Zentimeter.

«Das Wasser lässt nicht nur den Reis wachsen, sondern dient auch als Wärmepuffer, indem es nachts eine gewisse Wärme hält», erläutert der Agraringenieur.

Die beiden Brüder wollen machen alles selber, entsprechend mangelt es ihnen nicht an Herausforderungen. Dazu gehört beispielsweise, die richtigen Maschinen zu finden, Unkraut - insbesondere Hirse - zu bekämpfen, den Reis zu pflanzen statt zu säen und sich an die Besonderheiten des Bodens und des Schweizer Klimas anzupassen.

Ökologie und Produktivität

Léandre Guillod betont, dass seine Reisfelder auch dank der Unterstützung von Agroscope, der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, entstehen konnten: «Als Agroscope das Projekt lancierte, haben wir ihnen gesagt, dass es rentabel sein muss, dass es nicht nur experimentell und subventioniert sein darf.

Heute ist das Ziel für die beiden Freiburger Produzenten erreicht: Sie bieten ihren Reis zwar nicht in Supermärkten, aber online sowie im Direktverkauf an.

Das Projekt von Léandre und Maxime Guillod hat auch einen ökologischen Aspekt: »Zusammen mit Agroscope wollten wir wieder Feuchtgebiete schaffen, die die Artenvielfalt fördern und gleichzeitig produktiv bleiben", bemerkt der Freiburger. Heute wimmelt es im Reisfeld von Libellen und es beherbergt zahlreiche Frösche, Mondvögel, Molche oder auch Ringelnattern.

Die manuelle Unkrautbekämpfung erleichtert die Ausbreitung dieser Arten, da die Bauern keine Pflanzenschutzmittel verwenden. Übrigens arbeitet neben Agroscope auch das Vogelschutzzentrum Sempach auf den Reisfeldern der Gebrüder Guillod, insbesondere um dem Kiebitz, einem in der Schweiz bedrohten Vogel, einen Lebensraum zu bieten.

(AWP)