Der Tunnel auf der Strecke Lausanne-Genf ist zwischen Morges VD und Perroy VD vorgesehen, wie Bundesrat Albert Rösti, Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK), am Mittwoch vor den Medien ausführte. Er soll zu Mehrkosten von rund 1,3 Milliarden Franken führen und bis 2035 oder spätestens 2040 fertiggestellt werden. In der Vernehmlassungsvorlage war er noch nicht enthalten.

Dadurch werde zwischen Lausanne und Genf auf einem ersten Streckenabschnitt eine Ausweichroute für den Fall von Störungen geschaffen, heisst es dazu in der Mitteilung des Bundesrats. Der Tunnel dürfte deutlich einfacher zu realisieren sein als das bisher vorgesehene dritte Gleis, welches durch dicht besiedeltes Gebiet geführt hätte und mit einem hohen Einspracherisiko behaftet gewesen wäre.

Lötschberg-Basistunnel durchgehend zweispurig

Weiter sei vorgesehen, den Lötschberg-Basistunnel durchgehend statt nur teilweise auf zwei Spuren auszubauen, wie der Bundesrat mitteilte. Damit würden zusätzliche Kapazitäten geschaffen und die Betriebsstabilität erhöht. Zudem könne eine achtmonatige Totalsperrung des Basistunnels mit Umwegverkehr und negativen Auswirkungen für Bevölkerung, Tourismus und Wirtschaft vermieden werden.

Das Projekt führt laut Bundesrat zu Mehrkosten von 640 Millionen Franken. Der Vollausbau soll bis 2035 realisiert sein. Das Lötschberg-Komitee, dem unter anderem die Kantone Bern, Baselland, Basel-Stadt, Freiburg, Neuenburg, Solothurn und Wallis angehören, begrüsst den Vollausbau des Lötschberg-Basistunnels, wie es in einer Mitteilung schrieb.

Für den Brüttener-Tunnel und die Erweiterung des Bahnhofs Zürich-Stadelhofen hat der Bundesrat Krediterhöhungen beschlossen, wie aus der Mitteilung des Bundesrats weiter hervorging. Überdies stelle er die Mittel für einen umfassenden Ausbau der Bahnhöfe Genf und Olten SO bereit.

Mehrkosten wegen Verzögerungen

Die 2,6 Milliarden Franken sollen indes nicht nur in neue Projekte fliessen. Ein Teil davon seien für Mehrkosten von bereits beschlossenen Projekten - etwa aufgrund von Verzögerungen - vorgesehen.

Betroffen von teils mehrjährigen Verzögerungen sind laut Bundesrat beispielsweise die Ausbauten der Bahnknoten Bern, Zürich-Stadelhofen, Lausanne und Genf oder der Bau des Zimmerberg-Basistunnels I. Gründe dafür seien Einsprachen, nachträgliche Projektänderungen, knappe Zeitfenster für Bauarbeiten und die Tatsache, dass den Fahrgästen im Rahmen der Bauarbeiten nicht zu viele Betriebseinschränkungen zugemutet werden können.

Insgesamt habe das Parlament mit den Ausbauschritten 2025 und 2035 sowie dem Programm "Zukünftige Entwicklung der Bahninfrastruktur" über 300 Bahnausbau-Projekte im Umfang von rund 25 Milliarden Franken beschlossen. Davon sei ein Drittel in Betrieb, der Rest befinde sich im Bau oder in der Projektierung. Die neu gesprochenen 2,6 Milliarden Franken sind dabei nicht eingerechnet.

Neue Langfriststrategie verabschiedet

Der Bundesrat hat am Mittwoch auch die neue Langfriststrategie "Perspektive Bahn 2050" verabschiedet. Sie wird die bisherige "Langfristperspektive Bahn" ablösen. Mit der neuen Strategie soll künftig beim Bahnausbau ein Schwergewicht in und zwischen den Agglomerationen gesetzt werden - dort bestehe das grösste Verlagerungspotenzial.

So solle das Bahnangebot vor allem auf kurzen und mittleren Distanzen verbessert werden, etwa mit zusätzlichen S-Bahn-Angeboten und einer Aufwertung der Vorstadt-Bahnhöfe.

"Das grösste Potenzial hat die Eisenbahn dort, wo die meisten Menschen leben und die grösste Wirtschaftsleistung erbracht wird: nämlich in den Agglomerationen rund um die grossen Städte", sagte Rösti dazu. Davon profitierten auch die Autofahrer. Wenn mehr Leute die Bahn benützten, würde der Strassenverkehr flüssiger und die Stauzeiten nähmen ab.

Kein Ausbau von Bern-Zürich

Auf längeren Strecken wolle der Bundesrat die Bahn dort ausbauen, wo sie gegenüber dem Strassen- und Flugverkehr noch nicht konkurrenzfähig ist, sagte Rösti weiter. Es ergebe keinen Sinn, Milliarden zu investieren, um auf der Strecke Bern-Zürich eine Zeiteinsparung von zwei Minuten zu gewinnen, obwohl die Bahn auf dieser Strecke heute schon konkurrenzfähig sei.

Im Güterverkehr soll der Zugang zur Bahn mit neuen Umschlags- und City-Logistik-Anlagen verbessert werden.

Über die nächsten Ausbauprojekte wird der Bundesrat 2026 befinden.