«Offenbar gewichtet man in den Kreisen der britischen Notenbank angesichts der zuletzt enttäuschenden Wirtschaftsnachrichten die Risiken für die Konjunktur etwas höher als bislang gedacht», kommentierte Dirk Chlench, Volkswirt bei der Landesbank Baden-Württemberg. Der jüngst gemeldete beschleunigte Anstieg der Stundenlöhne habe hingegen unter Verweis auf die Volatilität der Daten geringere Sorgenfalten ausgelöst. «Nach unserer Prognose wird die Bank of England ihren Leitzins im nächsten Jahr um einen Prozentpunkt nach unten schleusen», schreibt Chlench.

Anfang August hatte die Notenbank erstmals seit der grossen Inflationswelle die Zinsen reduziert. Auf der Sitzung im November hatte sie dann erneut die Zinsen gesenkt. Im laufenden Jahr hat sie die Leitzinsen um insgesamt 0,50 Prozentpunkte gesenkt. Die Europäische Zentralbank und die US-Notenbank Fed haben die Zinsen jeweils deutlicher reduziert. Für das kommende Jahr signalisierte die Fed am Vortag allerdings ein vorsichtigeres Vorgehen.

Die Inflation in Grossbritannien hatte sich zuletzt als hartnäckig erwiesen. Im November kletterte die Jahresrate auf 2,6 Prozent. Das Inflationsziel der Bank of England liegt bei zwei Prozent.

Die Bank of England gab keine klaren Hinweise auf das künftige Vorgehen. «Ein schrittweiser Ansatz für Zinssenkungen ist nach wie vor richtig», sagte Notenbankchef Andrew Bailey. «Aber angesichts der erhöhten Unsicherheit in der Wirtschaft können wir uns nicht darauf festlegen, wann oder um wie viel wir die Zinsen im kommenden Jahr senken werden.»

Das britische Pfund gab nach der Entscheidung zum Euro und US-Dollar nach. Händler verwiesen auf die drei Abweichler, die sich für eine Zinssenkung ausgesprochen hatten. Die Renditen von britischen Staatsanleihen gaben nur vorübergehend etwas nach./jsl/la/jha/

(AWP)