Der Abschluss der Hochwasserschutzarbeiten wird am 12. September in Bondo gefeiert. Das 53 Millionen Franken teure Projekt begann 2021 und umfasste den Bau von Schutzdämmen, neuen Brücken und die Erweiterung des Rückhaltebeckens für Murgänge.

Für die Gemeinde Bergell und ihre 1500 Einwohner ist es «das Jahrhundertprojekt». So beschreibt Ueli Weber, Vize-Gemeindepräsident der Talgemeinde Bergell, zu der Bondo gehört, das Wiederaufbauprojekt «+Bondo II». Der Erdrutsch am Piz Cengalo und die daraus resultierenden Murgänge im August 2017 rissen acht Wandernde aus dem Leben und begruben und zerstörten Häuser, Brücken und Strassen.

Nun steht die im September 2021 begonnene Megabaustelle kurz vor der Fertigstellung. «Alle wasserbaulichen Arbeiten sind abgeschlossen. Damit ist das gesamte Hochwasserschutzprojekt vollendet», sagte Weber, der das kommunale Infrastrukturdepartement leitet, der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Strassen angehoben, Brücken gebaut

Strassen wurden um mehrere Meter angehoben, drei neue Brücken gebaut und das Rückhaltebecken für Geröll kann jetzt mehr Material aufnehmen als zuvor. Für die Bewohner von Bondo und die umliegenden Dörfer bedeutet das mehr Sicherheit vor Naturgefahren.

In den nächsten Monaten werden die Terrassengärten entlang des Damms auf der Bondo-Seite fertiggestellt und die neue Postautohaltestelle am Dorfeingang gebaut. Die Fussgänger-Hängebrücke oberhalb von Bondo wird abgebaut. «Sie wird in der Val Bondasca neu installiert und gewährleistet den Zugang zu den Maiensässen in Lera und zur Quellwasserinfrastruktur», erklärte der stellvertretende Gemeindepräsident.

Die Gesamtkosten für die Schutz- und Sicherheitsbauten belaufen sich auf 53 Millionen Franken, elf Millionen mehr als zunächst veranschlagt. Aufgrund der Pandemie und des Krieges in der Ukraine schossen die Preise in die Höhe, was zu einer Materialknappheit führte. Die Gemeinde bezahlt davon 14 Millionen Franken. Der Rest wird je zur Hälfte zwischen Kanton und Bund aufgeteilt.

«Wir müssen vorankommen»

In den letzten Jahren mussten Bondo und die umliegenden Dörfer mit diversen Unannehmlichkeiten fertig werden, die dieses riesige Projekt mit sich brachte. «Mir ist es wichtig, die enorme Geduld und das Verständnis der Bevölkerung zu erwähnen, die Lärm und Staub ausgesetzt war. Das ist nicht selbstverständlich», betonte Weber.

Mit dieser letzten Bau-Phase geht ein Jahrzehnt zu Ende, das nach Aussage des Vize-Gemeindepräsidenten die Entwicklung der Gemeinde lähmte und deren Organisation auf die Probe stellte. Tatsächlich war Bondo bereits 2012 von einem Murgang heimgesucht worden, der Bauarbeiten zur Folge hatte. 2017 lösten sich dann über drei Millionen Kubikmeter Gestein vom Piz Cengalo - das Volumen von etwa 3000 Einfamilienhäusern.

Von Anfang an dabei

Ueli Weber, Bauingenieur und Wirtschaftswissenschaftler, hat das Wiederaufbauprojekt von Anfang an begleitet. «Zusammen mit meiner Frau kamen wir vor sieben Jahren ins Bergell. Eine Woche vor dem Erdrutsch unterzeichneten wir den Vertrag für unser Haus in Soglio.» Ein besonderer Zufall für Weber, der geradezu prädestiniert dafür scheint, die Restaurierungsarbeiten zu begleiten.

Nach so vielen Jahren der Arbeit sei es nun Zeit, ein neues Kapitel aufzuschlagen. «Wir müssen nach vorne schauen. Darauf können wir uns wieder konzentrieren und andere wichtige Projekte in Angriff nehmen. Ich bin überzeugt, dass unsere Gemeinde grosses Potenzial für eine positive Zukunft für die nächsten Generationen hat. Wir haben es in den eigenen Händen», sagte er.

Auf die Normalität anstossen

Es ist ein Neuanfang, der es verdient, gefeiert zu werden. Am 12. September 2025 plant die Gemeinde eine Feier zum Abschluss der Wiederaufbauarbeiten, welche die Sicherheit für die Bewohner von Bondo und den umliegenden Dörfern erhöhen werden. Mit dabei sein wird voraussichtlich die Direktorin des Bundesamts für Umwelt, Katrin Schneeberger. Mit Gläsern in der Hand wird auf die vollständige Rückkehr der Normalität im Bergell angestossen.

(AWP)