Insgesamt sieben Geldhäuser kooperieren freiwillig mit der Nationalen Kriminalbehörde (NCA) und versorgen diese mit Informationen zu Kundenkonten, die Anzeichen von Wirtschaftskriminalität aufweisen und die Sicherheit des Landes bedrohen könnten, wie die NCA am Freitag mitteilte. An dem Datenaustausch-Projekt sind den Angaben zufolge die Geldhäuser Barclays, NatWest, Lloyds sowie auch Santander, TSB und Metro Bank beteiligt. Das Projekt ist das bislang weltweit grösste seiner Art und im Mai gestartet. Es soll noch bis Oktober laufen. Bereits acht neue kriminelle Netzwerke seien identifiziert worden.

«Das grundlegende Ziel ist es, die gemeinsamen Anstrengungen von Strafverfolgungsbehörden, Regierung, Regulierungsbehörden und dem privaten Sektor im Kampf gegen Wirtschaftskriminalität zu bündeln», sagte Adrian Searle, Direktor der NCA-Abteilung für Wirtschaftskriminalität der Nachrichtenagentur Reuters. Informationen zu drei kriminellen Netzwerken seien bereits der Intelligence-Abteilung der NCA zwecks weiterer Ermittlungen übermittelt worden. Zudem habe das Projekt neue Erkenntnisse im Zusammenhang mit zehn der grössten Ermittlungen der Behörde zutage gefördert. Einzelheiten nannte er nicht.

Die Weitergabe von Kundendaten ist für Banken ein heikles Thema. Denn sie befürchten, gegen europäische Datenschutz-Bestimmungen und Gesetze zum Schutz der Privatsphäre zu verstossen. Kunden, deren Konten während Untersuchungen gesperrt würden, könnten beispielsweise vor Gericht ziehen. Die Kriminalpolizei und beteiligte Banken betonen jedoch, dass sie Kontodaten nur dann austauschen, wenn eindeutige Indikatoren für Wirtschaftskriminalität vorliegen. Diese müssten eine Reihe von Merkmalen für mögliches kriminelles Verhalten erfüllen. Juristen der Banken hätten zudem sichergestellt, dass bei jedem Datenaustausch ein akzeptables Risiko bestehe.

«Wir sind uns der Problematik im Bereich des Datenschutzes sehr bewusst,» sagte ein Manager einer Bank, die an dem Projekt teilnimmt. Überwacht wird es von der britischen Finanzaufsicht, der Financial Conduct Authority (FCA). Ansonsten hätte es an dem Projekt weniger Interesse gegeben, sagte der Banker. Grossbritannien verstärkt gegenwärtig die Massnahmen gegen Wirtschaftskriminalität. Nach Angaben von Abgeordneten kosten solche Verbrechen die Wirtschaft jährlich bis zu 350 Milliarden Pfund (415 Milliarden Euro). Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine 2022 richtet sich das Augenmerk insbesondere darauf, wie Kriminelle das Land als Zufluchtsort nutzen, um schmutziges Geld zu waschen, zu verstecken und auszugeben.

(Reuters)