Die Währungshüter in Tokio entschieden am Mittwoch einstimmig, die kurzfristigen Zinsen bei minus 0,1 Prozent zu belassen. Die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihen will die Bank of Japan (BoJ) zudem weiter um null Prozent herum halten, wobei es bei der im Dezember eingezogenen Obergrenze von 0,5 Prozent bleibt. Notenbank-Chef Haruhiko Kuroda betonte, eine Erweiterung des Bands um den Zielwert sei nicht nötig, da die im Vormonat getroffenen Massnahmen noch wirken müssten.

NordLB-Ökonom Tobias Basse verweist allerdings darauf, dass die BoJ das neue obere Band um die Zielrendite bei 0,5 Prozent zuletzt nicht mehr nachhaltig verteidigen konnte. Deshalb hätten viele Marktteilnehmer mit einer Ausweitung gerechnet. Von dieser Erwartungshaltung an den Finanzmärkten konnte der Yen zuletzt klar profitieren.

"Nun hat sich die Notenbank in Tokio dem Druck der Märkte allerdings noch nicht beugen wollen", so der Experte. "Die Entscheidung ist nur verlagert worden", konstatierte unterdessen Moh Siong Sim, Währungsstratege bei der Bank of Singapore. Die Aufmerksamkeit werde sich nun auf die nächste Sitzung der BoJ richten. Nach zehn Jahren an der Spitze der Notenbank wird deren Chef Kuroda im März seine letzte Zinssitzung leiten, bevor er Anfang April sein Amt einem Nachfolger übergibt. Manche Experten erwarten, dass die BoJ unter neuer Führung Änderungen an ihrer Steuerung der Zinskurven (im Fachjargon: Yield-Curve-Control) vornehmen oder sie womöglich komplett aufgeben wird.

Handelsminister hält Wende für möglich

Denn die ultra-lockere Zinspolitik der Währungshüter und ihre anhaltenden Anleihenkäufe zur Verteidigung der Renditeobergrenze waren in der Öffentlichkeit zuletzt zunehmend in die Kritik geraten. Diese Politik verzerre die Renditekurve, höhle die Marktliquidität aus und verstärke den unerwünschten Kursrückgang des Yen, was die Kosten für Rohstoffexporte in die Höhe treibe, hiess es. "Die Massnahmen zur Yield-Curve-Control in Japan sind nicht mehr zeitgemäss; sie wirken beinahe wie ein geldpolitischer Dinosaurier", meint NordLB-Experte Basse. Dies gelte um so mehr, da sich das Inflationsumfeld nun auch zu verändern beginne. Die Kerninflation übersteigt in Japan seit acht Monaten in Folge das von der BoJ gesetzte Ziel von zwei Prozent, da die Unternehmen ihre Preise erhöht haben, um die höheren Rohstoffkosten an die Haushalte weiterzureichen.

Laut Handelsminister Yasutoshi Nishimura nähert sich Japan der Phase, in der die lockere geldpolitische Linie gestoppt werden kann. "Natürlich wird die Geldpolitik in Zukunft normalisiert, aber bis wir einen klaren Weg in die Zukunft sehen, wird die BoJ meines Wissens an ihrer derzeitigen Politik festhalten", sagte der Minister auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos.

Japans Zentralbank würde mit einer Abkehr von der lockeren Linie auf einen Zug aufspringen, mit dem die Fed in den USA und die Währungshüter in der Euro-Zone längst unterwegs sind. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im Kampf gegen die hohe Inflation die Zinsen im vergangenen Jahr seit Juli bereits viermal angehoben - zuletzt im Dezember um 0,50 Prozentpunkte. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat weitere Zinserhöhungen im Umfang von je 0,5 Prozentpunkten in Aussicht gestellt. EZB-Ratsmitglied Francois Villeroy de Galhau signalisierte in Davos, dass der Zinsgipfel wohl bis zum Sommer erreicht sein werde. 

(Reuters)