Für den Kauf des Anteils von 70 Prozent bezahlt Autoneum rund 75 Millionen Franken (ohne liquide Mittel und Schulden). Der Abschluss der Transaktion werde nach Freigabe der Behörden für März 2025 erwartet, teilte der Schweizer Konzern am Dienstag in einem Communiqué mit. Für die restlichen 30 Prozent des Aktienkapitals besitze Autoneum eine Kaufoption, die im Jahre 2028 ausgeübt werden könne.
Der Kaufpreis werde aus bestehenden Mitteln finanziert, sagte eine Konzernsprecherin auf Anfrage. Die Übernahme habe keinen Einfluss auf den Verschuldungsgrad. Eine Kapitalerhöhung sei nicht vorgesehen.
Rund 130 Millionen Franken Umsatz
Jiangsu Huanyu Group sei einer der führenden Automobilzulieferer von Leichtbaukomponenten für Autos und Nutzfahrzeuge. Das Unternehmen betreibe 14 Werke mit rund 1100 Mitarbeitern in den grossen Automobilindustrieballungszentren in unmittelbarer Nähe der einheimischen Fahrzeugproduzenten im Norden, Westen und Südosten Chinas, hiess es weiter.
Die chinesische Firma habe im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 130 Millionen Franken erzielt und verzeichne für 2024 ein starkes Wachstum. Die Übernahme solle positiv zur Profitabilität beitragen, schrieb Autoneum weiter.
Die Jiangsu Huanyu Group produziert Komponenten für den Fahrzeuginnenraum wie Teppiche, Stirnwandisolationen, Dachhimmel, Kofferraum- und Innenverkleidungen, Radlaufschalen sowie Dämmungen für den Motorraum und den Unterboden. Zudem beliefert die Gruppe Nutzfahrzeughersteller.
Zugang zu grossen Autoproduzenten
Damit schlägt Autoneum zwei Fliegen mit einer Klappe: Zum einen bekommen die Winterthurer Zugang zu bedeutenden chinesischen Fahrzeugherstellern wie beispielsweise BYD, BAIC und GAC. Zum anderen könne man mit der Übernahme im Lastwagengeschäft in Asien wachsen. Ausserdem gebe es Synergien in den Bereichen Technologie und Einkauf, die zur weiteren Entwicklung von Autoneums Business Group Asia beitragen solle.
Mit seinen Werken in den wichtigen Automobil-Hubs in China sei die Jiangsu Huanyu Group eine ausgezeichnete strategische Ergänzung für Autoneum, erklärte Autoneum-Chef Eelco Spoelder. Das Winterthurer Unternehmen gewinne so stark an Einfluss in den aufstrebenden Automobilzentren Anhui und Shaanxi. Die Übernahme «bringt uns unserem Ziel, mittelfristig 20 Prozent des Konzernumsatzes in Asien zu generieren, einen bedeutenden Schritt näher.»
Insgesamt will Autoneum den Konzernumsatz bis auf 3 Milliarden Franken steigern, wie das Unternehmen vor einem Monat bekannt gegeben hatte. Im vergangenen Jahr erzielte Autoneum einen Umsatz von 2,3 Milliarden Franken.
China sei heute mit jährlich rund 30 Millionen produzierten Personenwagen der grösste Automarkt der Welt. Mit einem erwarteten Anstieg auf 32,4 Millionen Fahrzeuge im Jahr 2030 sei das «Reich der Mitte» auch einer der wichtigsten Wachstumsmärkte der Autoindustrie, schrieb Autoneum.
Die 2001 gegründete Jiangsu Huanyu Group solle unter Beibehaltung des chinesischen Firmennamens weitergeführt werden, hiess es. Die Übernahme in zwei Phasen binde sowohl die aktuellen Anteilseigner als auch die Mitarbeiter in Schlüsselpositionen. Dies erlaube eine reibungslose Fortführung und Weiterentwicklung der Geschäftstätigkeit.
jb/rw
(AWP)