Dank hoher Neuwagenpreise und einem Absatzplus von sieben Prozent fuhren die Konzerne demnach einen Gesamtumsatz von gut zwei Billionen Euro ein - und damit 13,7 Prozent mehr als 2022. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) kletterte um gut 15 Prozent und erreichte rund 176 Milliarden Euro. Ein wichtiger Grund für die Zuwächse war jedoch ein Sondereffekt: Der schwache Yen verhalf japanischen Autokonzernen demzufolge zu einem Gewinnplus von rund zwei Dritteln und einem Umsatzwachstum von 22 Prozent. Weniger dynamisch ging es beim Rest zu: Die deutschen Hersteller verzeichneten zusammen ein Gewinnwachstum von sieben Prozent, bei den US-Konzerne rutschte der Ertrag sogar um fast 30 Prozent ab.
Die Profitabilität stieg leicht: Die durchschnittliche Ebit-Marge, die den operativen Gewinn ins Verhältnis zum Umsatz setzt, lag bei 8,6 Prozent. Sie bleibe damit das dritte Jahr in Folge auf dem Niveau von mehr als acht Prozent. Zum Vergleich: In den fünf Jahren vor Ausbruch der Corona-Pandemie hatte die Gewinnmarge bei durchschnittlich 5,5 Prozent gelegen.
Mercedes-Benz ist profitabelster Autokonzern
Mit 12,8 Prozent profitabelster Autokonzern war im vergangenen Jahr Mercedes-Benz. Die Stuttgarter führen demnach die Rangliste vor der Opel-Mutter Stellantis (12,1 Prozent) und BMW (11,9 Prozent) an. Im Gegensatz zum Zweit- und Drittplatzierten sank die Marge der Stuttgarter im Vorjahresvergleich aber. Den stärksten Rückgang 2023 verzeichnete jedoch Tesla : Die Marge des Elektroautoherstellers sank im Vergleich zum Vorjahr von 16,8 auf 9,2 Prozent, womit sich das Unternehmen im Mittelfeld platzierte. Der Volkswagen -Konzern landete auf dem zehnten Platz. Schlusslicht war der US-Autobauer Ford .
Im vierten Quartal trübte sich das Bild im Vergleich zum ganzen Jahr aber ein: Der Umsatz stieg unterdurchschnittlich um neun Prozent, der Gewinn schrumpfte um fünf Prozent. EY-Marktbeobachter Constantin Gall teilte mit: «Im vergangenen Jahr konnte die Branche noch von hohen Neuwagenpreisen und der wiederhergestellten Lieferfähigkeit profitieren. Allerdings wurden auch die Probleme, vor denen die Branche steht, immer deutlicher».
EY-Experte sieht Branche mit mehreren Problemen konfrontiert
Als ein Problem der Branche machte Gall die schwächelnde Konjunktur aus. Der Absatz von Neuwagen liegt demnach weit unter dem Vor-Corona-Niveau: Im vergangenen Jahr haben die Hersteller etwa 66 Millionen Autos verkauft, im Jahr 2019 waren es knapp 76 Millionen Fahrzeuge. Die Folge: «Überkapazitäten sind aktuell ein echtes Problem für die Hersteller, aber auch für die Zulieferer. Und von einer Konjunkturaufhellung, die zu einem echten Nachfrageschub führen könnte, ist derzeit nichts zu sehen», sagte Gall.
Auch der stockende Hochlauf der E-Mobilität belaste das Geschäft: «Im Vertrauen auf einen rasanten Anstieg der Nachfrage nach Elektroautos wurden Milliardeninvestitionen getätigt, und nun wachsen die Zweifel - in der Politik, in der Branche und bei den Kunden», sagte Gall. Die aktuellen Milliardengewinne seien fast ausschliesslich Verbrennermodellen zu verdanken. Bis die Branche mit Elektroautos echtes Geld verdiene, werde es noch lange dauern.
Darüber hinaus stocke der Absatz in China: Bis auf Volkswagen und BMW haben demnach alle untersuchten Herstellern 2023 weniger Autos auf dem chinesischen Markt verkauft. Im Durchschnitt schrumpfte der Absatz dort um 5,4 Prozent. Chinesische Elektroautohersteller griffen auch zunehmend die etablierten Hersteller auf ihren Heimatmärkten an, sagte Gall. Diese Herausforderung werde in den kommenden Jahren noch grösser werden.
Dudenhöffer: Autobauer und Händler umwerben Käufer
Für Verbraucher könnte etwa die Überkapazitäten in der Branche auch zum Vorteil werden: Immer mehr Hersteller versuchen EY zufolge, Kundinnen und Kunden mit Preissenkungen, günstigen Finanzierungsangeboten und Sondermodellen zurück in die Autohäuser zu locken. «Der Wettbewerb wird wieder stark über den Preis ausgetragen», sagte Gall.
Das beobachtet auch Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. Aktuell gebe es gute Angebote, allerdings vor allem bei Verbrennern, sagte Dudenhöffer. Im Schnitt wurden im April auf dem deutschen Markt bei Internetvermittlern auf diese Modelle 16,9 Prozent Rabatt gewährt. Das ist demnach deutlich mehr als im vergangenen Jahr, als es noch Lieferengpässe gegeben hatte. Bei vergleichbaren E-Modellen gab es hingegen nur 12,6 Prozent Nachlass.
Steigerungen um ein bis zwei Prozentpunkte sind Dudenhöffer zufolge bei Verbrennern noch denkbar. «Aber die Bäume werden nicht in den Himmel wachsen. Die Autobauer und Händler umwerben die Autokäufer - aber nicht zu jedem Preis.» Für die Studie hatte der Experte die Rabatte ermittelt, die unabhängige Neuwagenvermittler im Internet auf ausgewählte Modelle gewähren. Untersucht wurden je 15 Verbrenner- und Elektromodelle von elf Herstellern./jwe/DP/zb
(AWP)