2024
(in Mio Fr.)         AWP-Konsens   2023   

Umsatz                 91'026    92'998
EBIT adj.              15'459    16'053
- Marge (in Prozent)           17,0      17,3
Reingewinn             11'090    11'209

(in Fr.)
Dividende je Aktie       3,04      3,00

(in Prozent)
Org. Wachstum             2,1       7,2
RIG                       0,7      -0,3

Q4 2024
(in Prozent)               AWP-Konsens  Q3 2024  

Org. Wachstum             2,1        1,9
RIG                       1,2        1,3

FOKUS: Der weltgrösste Nahrungsmittelkonzern Nestlé steht vor herausfordernden Monaten. Der einstige Börsenliebling buhlt nach massiven Kursverlusten in den letzten drei Jahren um neues Vertrauen bei den Anlegern. Rund um die Bekanntgabe der Jahreszahlen am Donnerstag stehen darum unter anderem die Wachstums- und Margenprognosen für 2025, Details zum angekündigten Kostensenkungsprogramm über 2,5 Milliarden Franken, strategische Weichenstellungen und der Dividendenvorschlag im Fokus.

Keine Überraschung dürften die Zahlen für 2024 bringen. Bereits im November bestätigte das Unternehmen für das abgelaufene Jahr seine angepeilten Ziele eines organischen Umsatzwachstums von «etwa 2 Prozent», einer zugrunde liegenden operativen Ergebnismarge von «etwa 17,0 Prozent» und ein «nahezu unverändertes Wachstum des zugrunde liegenden Gewinns je Aktie zu konstanten Wechselkursen».

Die neue Führungscrew beim grössten Schweizer Industrieunternehmen seit letztem Herbst mit CEO Laurent Freixe und Finanzchefin Anna Manz wird von Analysten als Hoffnungsträger gesehen. Merkliche Erfolge der neuen Strategie erwarten Beobachter allerdings erst in ein paar Quartalen. Sie halten Marktanteilsgewinne für essenziell, zumal Nestlé zuletzt Anteile verloren hat. Der Nahrungsmittelkonzern hatte die Preise für seine 31 Milliarden-Marken in der Hochinflationsphase nach Corona zu stark erhöht, worauf Kunden die Premium-Marken eher liegen liessen.

Um die verlorenen Marktanteile wieder zurückzugewinnen, muss Nestlé also - neben vermehrten Marketinganstrengungen - wohl die Preise etwas anpassen. Zusammen mit den zum Teil weiter steigenden Rohstoffkosten etwa für Kaffee und Kakao dürfte dies die Marge belasten. Die bisherige vage Zusage, dass die operative Marge nicht unter 16 Prozent fallen sollte, könnte entsprechend zurückgenommen werden. Als weiteres Risiko für die Ergebniserwartungen gilt für den Hersteller von Kitkat, Nespresso und Maggi eine schwächere Konsumnachfrage vor allem in europäischen Ländern.

Aufmerksamkeit gilt ausserdem dem Wassergeschäft: seit Anfang Jahr führt Nestlé seine Wasser-Sparte mit Luxusmarken wie Perrier oder San Pellegrino als eigenständige Einheit, ähnlich wie beispielsweise schon Nespresso. Mögliche Partnerschaften oder gar ein Verkauf könnten positive Impulse für die Aktie bringen.

Im Raum steht auch eine strategische Neubewertung des schwächelnden Tiefkühlsegments, und es bleibt die Frage, ob sich das schwächelnde Geschäft mit Tiernahrung wieder verbessern kann. Dieses macht 20 Prozent des Gruppenumsatzes aus.

Investoren blicken ausserdem auch auf die Dividende: Diese war seit Mitte der 90er-Jahre stets gestiegen, in den letzten zwanzig Jahren jeweils mindestens um 5 Rappen pro Jahr. Eine Nicht-Erhöhung oder gar eine Kürzung zugunsten eines Schuldenabbaus wäre entsprechend ein schwerer Dämpfer für Nestlés Ruf als zuverlässiger Dividendenzahler. Aktienrückkäufe dürften derweil laut Analysten-Einschätzung in nächster Zeit kein Thema sein. Das letzte Programm in Höhe von 20 Milliarden Franken wurde per Ende 2024 abgeschlossen.

ZIELE: Im November senkte Nestlé die Mittelfristziele: Das organische Umsatzwachstum soll «in einem normalen Geschäftsumfeld 4 Prozent plus» betragen. Die zugrunde liegende operative Ergebnismarge wird bei «17,0 Prozent plus» erwartet. Für 2025 stellte das Management eine Verbesserung des organischen Umsatzwachstums gegenüber 2024 in Aussicht. Die zugrunde liegende operative Ergebnismarge werde jedoch «moderat» unter dem 2024 angepeilten Wert von «etwa 17 Prozent» zu liegen kommen.

PRO MEMORIA:

SPARPROGRAMM: Nestlé kündigte im November ein umfangreiches Sparprogramm an, um unter anderem die steigenden Marketingkosten aufzufangen. Bis Ende 2027 will das Management mindestens 2,5 Milliarden Franken sparen. Details wurden bisher nicht bekannt.

ZÖLLE: Nestlé reagierte bislang gelassen auf Zollpläne von US-Präsident Donald Trump. «95 Prozent von dem, was wir in den USA verkaufen, wird in den USA produziert», erklärte eine Firmen-Sprecherin im Januar. Der Umsatz in der Zone Nordamerika, zu der die USA und Kanada gehören, belief sich im Jahr 2023 auf 26 Milliarden Franken und stand damit für gut ein Viertel der gesamten Verkäufe.

MINERALWASSER-SKANDAL: In Frankreich geriet Nestlé im Mineralwasserskandal im Februar erneut in die Schlagzeilen. Laut Medienberichten soll der französische Präsidentenpalast der Tochter Nestlé Waters erlaubt haben, mit Gesundheitsrisiken behaftetes Wasser vermarkten zu dürfen, obwohl die Gesundheitsbehörden sich dagegen ausgesprochen hätten. Der französische Präsident Emmanuel Macron wies die Vorwürfe zurück. Nestlé Waters hatte vor einem Jahr eingeräumt, in der Wasserproduktion verbotene Filtersysteme (UV-Lampen, Aktivkohle) eingesetzt zu haben.

INVESTITIONEN: In Mexiko will der Nahrungsmittelkonzern expandieren und kündigte für die nächsten drei Jahre eine Investition von rund 1 Milliarde Dollar an. Die mexikanische Regierung will die chinesischen Importe zurückfahren und die heimische Produktion steigern, um den mexikanischen und nordamerikanischen Markt generell zu stärken. Allerdings ist Mexiko mit Zoll-Drohungen des neuen US-Präsidenten Donald Trump konfrontiert. Im US-Staat Arizona eröffnete Nestlé im Januar eine neue Getränkefabrik und ein Vertriebszentrum für 675 Millionen US-Dollar.

AKTIENKURS: Nestlé legte zuletzt wieder zu, blieb aber hinter dem Markt zurück. Die Papiere haben seit Jahresbeginn einen Anstieg um etwa 4 Prozent verzeichnet, während der Gesamtmarkt (gemessen am SMI) ein Plus von rund 9 Prozent verbuchen konnte. In den vergangenen 3 Jahren war der Kurs um über 40 Prozent eingebrochen. Im Vorjahr gehörten die Nestlé-Titel mit einem Minus von rund 23 Prozent zu den deutlichen Verlierern unter den Blue Chips. Die Talfahrt hatte ab Sommer an Tempo gewonnen, daran konnten auch die Ernennung des neuen CEO und das Strategie-Update im Herbst nichts ändern.

Website: www.nestle.com

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(AWP)