Es könnte so kommen wie beim Amtsantritt von Bill Clinton 1993: Niedrige Steuern und hohe Verteidigungsausgaben hatten damals dazu beigetragen, dass sich der Anteil der Staatsschulden an der Wirtschaftsleistung der USA verdoppelt hatte. Clinton befürchtete, dass Bondtrader die US-Staatsanleihen aus ihren Depots werfen und die Renditen in die Höhe treiben würden. Um die damit verbundene Explosion der Kreditkosten für die US-Regierung zu vermeiden, war er gezwungen, entgegen seiner Pläne die Ausgaben zu kürzen und die Steuern zu erhöhen.

Nun, beim Amtsantritt von Trump, ist die Wirtschaftslage noch angespannter. Die Verschuldung der USA entspricht in etwa dem Bruttoinlandsprodukt - doppelt so hoch wie zu Clintons Zeiten. Wenn das Defizit nicht eingedämmt wird, dürfte es Experten zufolge bis 2027 die Allzeithochs der Nachkriegsjahre übertreffen. Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen liegt mit 4,611 Prozent in etwa auf dem höchsten Stand seit Oktober 2023. «Es besteht durchaus die Gefahr, dass die 'Bond Vigilantes' auf den Plan treten», sagte Matt Eagan, Portfoliomanager beim Investitionsverwalter Loomis Sayles. «Man kann aber unmöglich die Frage beantworten, wann das passieren könnte.»

Als «Bond Vigilantes» («Anleihewächter») bezeichnete der US-Ökonom Ed Yardeni in den 1980er-Jahren Anleger am Anleihemarkt, die als Gruppe so viel Einfluss ausüben, dass sie den Staat zum Sparen zwingen können. Dabei zeigen vergangene Krisen, dass ein Ausverkauf am Anleihemarkt sehr schnell durch unterschiedliche Faktoren ausgelöst werden und umfangreiche Interventionen nötig machen könnte. In diesem Sinne könne der Anleihemarkt es Trump «sehr schnell sehr schwer machen, das zu tun, was er will», sagte Robert Rubin, Clintons Finanzminister und ehemaliger Co-Vorsitzender der US-Investmentbank Goldman Sachs.

Trump hat versprochen, die Steuern zu senken und die Wirtschaft anzukurbeln. Doch viele Experten und Händler stehen Trumps Vorhaben, die Staatsausgaben zu kürzen und seinen Plan mit Handelszöllen zu bezahlen, skeptisch gegenüber. Als Grund nennen sie unter anderem das Risiko, dass eine aggressive Zollpolitik die globale Wirtschaft gefährden würde. Auch Sorgen, dass der Republikaner Institutionen wie die US-Notenbank Fed schwächen könnte, halten Investoren derzeit auf Trab. Doch Trump hat sich laut dem Ökonomen Yardeni etwas Zeit verschafft - und zwar mit dem Versprechen von Ausgabenkürzungen und der Berufung des markterfahrenen Fondsmanagers Scott Bessent als Finanzminister.

(Reuters)