Bis um 14 Uhr klettern die Inhaberpapiere der Swatch Group an der Schweizer Börse um 11 Prozent auf 174,30 Franken, nachdem die Titel im Morgenhandel vor Bekanntwerden der Hayek-Aussagen zwischen 4 und 6 Prozent nach oben gegangen waren. Derweil verteuern sich die Richemont-Papiere (+7,0 Prozent auf 129,90 Fr.) ebenfalls deutlich. Der Gesamtmarkt gewinnt gemessen am Leitindex SMI nur 0,1 Prozent.

Damit setzen Swatch und Richemont die in dieser Woche lancierte Kurserholung fort. Am Montag noch hatten Richemont weniger als 115 Franken gekostet und Swatch konnten den Handel nur leicht über der 150-Franken-Marke abschliessen. Zum Vergleich: Im Juni musste man für Swatch über 190 Franken und für eine Richemont-Aktie beinahe 150 Franken hinblättern.

Rückenwind mit China-Hoffnungen

Waren in den vergangenen Wochen hauptsächlich Nachrichten zur schwachen Konsumstimmung in China der Grund für den Kursrückgang, gibt es nun Rückenwind aus dem «Reich der Mitte». Nachdem am Dienstag die chinesische Zentralbank mit der Erhöhung eines eher zweitrangingen Leitzinses die Hoffnung auf weitere Zinssenkungen angefacht hatte, doppelte die chinesische Regierung am Donnerstag mit Forderungen zur Unterstützung der Wirtschaft nach.

Aus Chinas Führungskreisen wurden etwa weitere Hilfen für den angeschlagenen Immobilienmarkt, höhere Steuerausgaben oder eine Verbesserung des schleppenden Konsums gefordert. Zudem betonten die Top-Kader der Kommunistischen Partei während einer von Staats- und Parteichef Xi Jinping geleiteten Sitzung laut einer Meldung der Staatsagentur Xinhua, die Wirtschaftsziele für dieses Jahr müssten erreicht werden.

Genaue Zahlen oder Pläne zur Umsetzung dieser Forderungen wurden zwar nicht genannt, doch am Finanzmarkt wurden diese als klares Bekenntnis der chinesischen Politik gewertet, der schwachen Wirtschaft Schub zu verleihen. Insbesondere das Statement zur Förderung des Konsums ist für die Luxusgüterbranche ein gutes Zeichen. Schliesslich hatte die Verunsicherung unter chinesischen Konsumenten die Nachfrage nach Schmuck, teuren Uhren und Kleidern in den vergangenen Monaten stark gebremst.

Spekulationen zu Börsenrückzug beflügeln Swatch

Zusätzlichen Schub erhalten die Swatch-Titel am Donnerstagnachmittag von Spekulationen rund um eine mögliche Dekotierung. In einem Interview mit dem Wirtschaftsmagazin «Bilanz» sagte Swatch-Chef Nick Hayek, dass ein Rückzug von der Börse von Vorteil sein könne. «Wir überlegen uns, was wir tun können.» Derzeit hält die Hayek-Familie 28,5 Prozent am Kapital und rund 44 Prozent der Stimmen der Swatch Group.

Noch bleibt offen, ob es ein sogenanntes Going-Private geben wird und wann dieses umgesetzt wird. Hayek sieht sich nicht unter Zeitdruck. Sollte es aber soweit kommen, dann würde er den Aktionären der heute an der Börse mit rund 8 Milliarden Franken unterbewerteten Gruppe eine Prämie bezahlen. «In der jetzigen Situation müsste man mindestens 30 bis 40 Prozent on top bezahlen», so der Swatch-Chef.

Am Markt wird zudem die am Donnerstag von Bryan Garnier für Richemont bestätigte Kaufempfehlung gut aufgenommen. Die Analysten senkten zwar zugleich das Kursziel um 10 auf noch 150 Franken, damit liegt dieses aber immer noch klar über dem derzeitigen Kursniveau. Während im Kommentar das angeschlagene Konsumentenvertrauen in China als belastend angeführt wird, streichen die Analysten die guten langfristigen Erwartungen und die starke Position im Schmuckgeschäft als Kaufargumente heraus.

mk/tv

(AWP)