Auch wenn sich der Markt etwas richtungslos präsentiere, sei die Risikobereitschaft der Anleger an sich nach wie vor gross. So konzentrierten sich Händler und Anleger nun auf die Veröffentlichung der Protokolle der letzten FOMC- und EZB-Sitzungen, während in dieser Woche auch Reden von zahlreichen Zentralbankvertretern, darunter etwa EZB-Präsidentin Christine Lagarde, anstünden. Und während die Aktienmärkte eher lethargisch erschienen, sorgen geopolitische Spannungen speziell am Energiemarkt für starke Schwankungen. Nachdem ein Schiff von Houthi-Rebellen im Roten Meer gekapert wurde, kamen Befürchtungen auf, die Energieversorgung könnte unterbrochen werden.

Der Leitindex SMI tritt gegen 11.05 Uhr mit +0,03 Prozent auf der Stelle bei 10'740,55 Punkten. Seine bisherige Handelsspanne liegt bei gerade einmal 25 Punkten. Der 30 Titel umfassende SLI notiert um 0,04 Prozent höher bei 1704,69 Zählern und der breite SPI um 0,02 Prozent tiefer bei 14'121,75 Punkten. Im SLI stehen 17 Gewinnern 12 Verlierer gegenüber und UBS sind unverändert.

Im Fokus steht am Morgen nach einer Gewinnwarnung vor allem die Privatbank Julius Bär (-10,5 Prozent). Der Zwischenbericht fiel nach Aussagen von Analysten schlimmer aus als befürchtet. Insbesondere die Wertberichtigungen im Kredit-Portfolio belasten die Aktie. Sie werden als «signifikant» und als «böse Überraschung» bezeichnet.

Im Kielwasser der schwächen Bär-Aktien geben noch weitere Finanzvertreter wie Partners Group (-0,7 Prozent) und Swiss Life (-0,6 Prozent) nach. Allerdings gehörten beide Aktien in der Vorwoche sowie im bisherigen Jahresverlauf zu den Favoriten bei den Investoren. Entsprechend könnten die aktuellen Abgaben auch durchaus unter die Rubrik Gewinnmitnahmen fallen, heisst es im Handel.

Als Bremsklotz erweisen sich zudem einmal mehr die Schwergewichte. Während Nestlé um 0,4 Prozent fallen, geben die Roche-Bons um 0,3 Prozent nach. Auch Novartis (-0,2 Prozent) sind auf den Verkaufslisten zu finden. Roche teilte am Morgen mit, ein neues PCR-Testsystem lanciert zu haben und Novartis stellt eine Vielzahl an Daten für anstehende Fachkongresse in Aussicht.

Das Gewinnerfeld wiederum führen Richemont (+1,6 Prozent) an, die damit an ihre starke Tendenz der Vorwoche anknüpfen. Allerdings hinken die Papiere mit einem Minus von sechs Prozent seit Jahresbeginn dem Markt hinterher.

Gesucht sind zudem die Anteilsscheine der Generika-Spezialistin Sandoz (+1,1 Prozent). Die Titel setzen ihren recht volatilen Lauf seit dem Spin-Off von Novartis Anfang Oktober weiter fort.

Bei Kühne+Nagel (+1,1 Prozent) begründen Marktteilnehmer die Kursgewinne vor allem mit Analystenkommentaren zu den Aussichten des Transportmarktes. Die Volumenentwicklung zuletzt deute auf eine Verbesserung hin und auch die Aussichten für 2024 hellten sich auf.

Im Gewinnerfeld sind darüber hinaus verschiedene Wachstumswerte zu finden. Neben Lonza, VAT und Alcon ziehen Sonova um bis zu 0,8 Prozent an. Am Markt werde mittlerweile verstärkt auf erste Zinssenkungen durch die wichtigsten Notenbanken im kommenden Jahr gewettet, was solche Werte in der Regel stützt.

Klar im Fokus steht in den hinteren Reihen noch der Sensorenhersteller AMS Osram (-6,2 Prozent). Die Reaktion auf die Details zur geplanten Bezugsrechtsemission fällt zurückhaltend aus. Konkret sollen 724 Millionen nennwertlose Stammaktien mit vollem Dividendenrecht zu einem Bezugspreis von 1,07 Franken ausgeben werden. Das entspreche einem erwarteten Bruttoerlös von ungefähr 775 Millionen Franken. Für die Analysten der ZKB ist die neue Aktienzahl deutlich höher als sie erwartet hatten.

hr/ra

(AWP)