«Der Schalter der Anleger steht auf Risk-On, weil sinkende Zinsen rund um den Globus und gleichzeitig steigende Unternehmensgewinne die Indizes trotz Allzeithochs nicht wirklich teuer aussehen lassen», beschreibt ein Händler die aktuelle Stimmungslage. Ein Lackmustest dafür könnten am Nachmittag die neuesten Inflationszahlen aus den USA sein. Am Markt wird aktuell damit gerechnet, dass sich die Teuerung weiter abgekühlt hat, auch wenn sie weiterhin oberhalb der vom Fed angepeilten Marke von 2 Prozent liegen dürfte. Darüber hinaus läuten hierzulande die ersten Unternehmen mit Zahlen die nächste Berichtssaison ein.

Der Leitindex SMI steigt gegen 11.00 Uhr um 1,05 Prozent auf 12'278,47 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewinnt 1,00 Prozent auf 1990,28 Punkten und der breite SPI 0,87 Prozent auf 16'308,96 Zählern. Im SLI legen alle Werte bis auf Lindt&Sprüngli zu.

Auf seinem Weg Richtung Jahresbestmarke erhält der SMI denn auch gewichtige Unterstützung. Sowohl Novartis (+1,7 Prozent) als auch Roche (GS +1,4 Prozent) stehen mit Avancen von mehr als einem Prozent weit vorne im Gewinnerfeld. Bei Novartis stützt eine Hochstufung durch Oddo BHF auf Outperform. Das Momentum des Portfolios werde nicht ausreichend vom Markt gewürdigt, heisst es.

Auch der Branchenkollege Sandoz (+2,3 Prozent auf 34,78 Fr.) zieht merklich an, nachdem Vontobel die Titel neu zum Kauf empfiehlt. Der zuständige Analyst sieht unter anderem die Kooperationspläne der Generika-Spezialistin in den USA als einen cleveren Schachzug, der bei einem Biosimilar bereits für eine führende Marktposition sorgt. Bei 34,86 Franken haben die Papiere kurz zuvor eine neue Bestmarke gesetzt.

Aber auch andere Gesundheitswerte wie Lonza, Straumann, Alcon und auch Sonova sind mit Kursgewinnen von bis zu 1,5 Prozent gefragt. Sie profitieren von einer allgemeinen Branchenstärke, die auch in Europa zu sehen ist.

Zur Privatbank Julius Bär (+1,8 Prozent) haben sich gleich drei verschiedene Analysehäuser zu Wort gemeldet. Zwei davon haben ihre Kursziele gesenkt, ein Haus erhöht. Einig sind sich die Experten, dass die Bank in den ersten sechs Monaten 2024 teilweise kräftigen Gegenwind gesehen hat.

Klar im Plus stehen auch Richemont (+1,7 Prozent). Konkurrent Swatch (+0,8 Prozent) hinkt etwas hinterher. Während Richemont offiziell am kommenden Dienstag mit Zahlen auf der Agenda steht und Analysten eine gute Entwicklung erwarten, lässt Swatch wie üblich offen, wann genau der Konzern seine Halbjahreszahlen publiziert. Hier gehen die meisten Experten auch eher von einem schwachen Abschneiden aus.

Während die Rekordlaune in den USA und Asien einmal mehr durch Technologiewerte getrieben wurde - gute Quartalszahlen von TSMC stützen - hinken die Techwerte unter den Blue Chips, VAT (+0,1 Prozent) und Logitech (+0,2 Prozent) dem Markt hinterher. Etwas besser sieht es in den hinteren Reihen aus, wo sich Comet, AMS Osram und Inficon um bis zu 1,4 Prozent verteuern.

Tatsächliche Verluste weisen im SLI nur Lindt&Sprüngli (-2,7 Prozent) auf. Sie werden nach den enttäuscht aufgenommenen Zahlen von Barry Callebaut (-9,5 Prozent) in Sippenhaft genommen. Der Schokoladenproduzent hat in den ersten neun Monaten zwar mehr Umsatz gemacht. Analysten bemängeln aber, dass dies vor allem Preiserhöhungen geschuldet sei. Diese wiederum machten sich nun langsam negativ beim Volumen bemerkbar.

Auch DocMorris (-17 Prozent) hat im ersten Halbjahr 2024 zwar mehr umgesetzt, die Erwartungen damit aber dennoch verfehlt.

Avolta (+2,0 Prozent) hingegen sind auf den Einkaufslisten zu treffen. Hier macht die UBS in einem aktuellen Kommentar Hoffnung auf gute Semesterzahlen und Ausblick.

hr/rw

(AWP)