"Während die schlechten Wirtschaftsdaten aus China weiterhin schlechte Nachrichten sind, wird die anhaltende wirtschaftliche Stärke in den USA ironischerweise wieder als schlechte Nachricht angesehen, da die Angst vor den Zinsen wieder zugenommen hat", heisst es in einem Kommentar von Barclays. "Steigende Renditen vor dem Hintergrund eines starken Konsums, zunehmender fiskalischer Bedenken und erneuter Inflationsrisiken stellen den Hype um die sanfte Landung in Frage und schaden den Aktienbewertungen trotz teilweise robuster Gewinne." Dies bringe das Fed in eine Zwickmühle, wie das zur Wochenmitte veröffentlichte Protokoll der letzten Sitzung zeigte. Entsprechend werde das Notenbanktreffen in Jackson Hole nächste Woche der nächste grosse Katalysator für die Märkte sein.
Der SMI verliert gegen 10.50 Uhr 0,93 Prozent auf 10'783,84 Punkte. So tief hat der Index letztmals im März notiert. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fällt um 0,79 Prozent auf 1699,46 und der breite SPI um 0,87 Prozent auf 14'228,03 Zähler. Im SLI-Werte geben 28 Titel nach und zwei legen zu.
Die grössten Abgaben verzeichnen zunächst die beiden Uhrenhersteller Richemont (-2,3%) und Swatch (-1,5%). Gerade mit den getrübten Wirtschaftsaussichten in China kommt es bei beiden Werten immer wieder zu Abgaben, da Asien zu den Schlüssel-Absatz-Regionen zählt.
Aber auch weitere Zykliker wie Sika, Geberit oder AMS-Osram stehen mit Abgaben von bis zu 1,4 Prozent auf den Verkaufslisten. Bei Geberit reagieren nun zahlreiche Analysten mit angepassten Prognosen auf die schwachen Zahlen. Entsprechend senken sie ihre Kursziele.
Insgesamt schwach tendieren auch die zahlreichen Vertreter der Finanzbranche. So geben UBS, Swiss Life, Swiss Re, Julius Bär und Partners Group zwischen 1,3 und 0,6 Prozent nach. Beim Rückversicherer Swiss Re (-0,8%) rückt ein aktueller Berenberg-Kommentar die möglichen Risiken durch die bevorstehenden Hurrikan-Saison in den Fokus. Experten befürchten, dass sie in diesem Jahr besonders intensiv ausfallen könnte.
Von den drei Schwergewichten stellen Roche mit -1,9 Prozent den grössten Bremsklotz dar. Novartis (-0,8%) fallen in etwa mit dem Markt, während sich Nestlé (-0,3%) etwas besser halten. Novartis hat am Morgen Einzelheiten über die geplante Abspaltung der Generika-Tochter Sandoz veröffentlicht, die nun um den 4. Oktober an die Börse kommen soll. Aktionäre sollen für 5 Novartis-Aktien eine Sandoz-Aktie als Sachdividende erhalten; dasselbe gilt für ADR in den USA.
"Es wird erwartet, dass die Abspaltung für Zwecke der Schweizer Steuer und der US-Bundeseinkommenssteuer steuerneutral sein wird", heisst es bei Vontobel. "Beim heutigen Aktienkurs hat Sandoz eine theoretische Marktkapitalisierung von 39 Milliarden Franken bei einem Umsatz von 9,1 Milliarden US-Dollar und einem EBIT von 1,7 Milliarden (Marge: 18,6%)", rechnet der zuständige Analyst vor.
Blue-Chip-Gewinner gibt es aktuell gerade einmal zwei. Swisscom (+0,2%) und VAT (+0,8%) widersetzen sich dem insgesamt trüben Markt.
Das eigentliche Nachrichtenaufkommen findet zum Wochenschluss in den hinteren Reihen statt. Dort sind Emmi (+4,3%) sowie PSP (+1,1%) nach Zahlen gesucht.
Einen Kurseinbruch erleben die U-Blox-Aktien, die um knapp 19 Prozent abstürzen. Das Unternehmen hat seine Guidance für das Gesamtjahr nach unten korrigiert, was nicht gut ankommt.
Abwärts geht es wegen eines Gewinntauchers auch für die Smartphone-Ladenkette Mobilezone (-4,3%).
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