Erste Stimmen befürchten nun eine zweite Korrekturwelle, nachdem ziemlich genau vor vier Wochen schwache US-Arbeitsmarktdaten weltweit einen Ausverkauf eingeläutet hatten. Damals folgte aber eine enorme Gewinnphase, die nun enden könnte. Nach einem schwachen Einkaufsmanagerindex im verarbeitenden Gewerbe in den USA, geringeren Bauausgaben und rückläufigen Auftragseingängen wurden die Diskussionen über eine mögliche Rezession in den USA wieder neu entfacht. Aufschluss könnte der US-Arbeitsmarktbericht geben, der Ende Woche auf der Agenda steht. Einen ersten Fingerzeig liefern bereits am (morgigen) Donnerstag die Arbeitsmarktdaten des Dienstleisters ADP. Bis dahin dürfte die Zitterpartie an den Börsen weitergehen.
Zu Handelsschluss fiel der Schweizer Leitindex SMI um 1,39 Prozent auf 12'176,17 Punkte. Der SLI, der die 30 wichtigsten Titel umfasst, büsste 1,47 Prozent ein auf 1968,41 und der breit gefasste SPI tauchte um 1,33 Prozent auf 16'161,64 Zähler. Im SLI gaben 27 Titel nach, nur SGS und Givaudan (je +1,0 Prozent) zeigten Gewinne, während Swisscom unverändert aus dem Handel gingen.
Die rote Laterne hielten Richemont mit einem Einbruch von 5,8 Prozent. Auch Swatch erlitten deutliche Einbussen (-3,6 Prozent). Händler erklärten sich die Verluste mit einer allgemeinen Schwäche bei den europäischen Luxusgüterwerten, ausgelöst durch Wachstumsängste. Als Belastung erwiesen sich erneut enttäuschende Konjunkturdaten aus China, das ein besonders wichtiger Markt für Luxusgüter ist. Auch die Aktien der französischen Luxusgüterproduzenten LVMH, Hermès und Kering verloren kräftig an Wert.
Auf Platz zwei der Verlierer standen Logitech (-4,2 Prozent). An der Generalversammlung des Computerzubehörherstellers gewann Verwaltungsratspräsidentin Wendy Becker den Machtkampf mit Firmengründer Daniel Borel, der sie absetzen wollte. Die Palastrevolte Borels scheiterte kläglich: Becker wurde mit 86 Prozent der Stimmen wiedergewählt, was bei den Investoren augenscheinlich gar nicht gut ankam.
Gerupft wurden auch anderen Technologieaktien nach dem Absturz des US-Grafikchipgiganten Nvidia um knapp 10 Prozent am Vorabend, was fast 300 Millionen Dollar an Marktkapitalisierung ausradiert hatte. So rutschen die Schweizer Branchenkollegen und Zulieferer wie VAT (-2,8 Prozent), Comet (-2,4 Prozent) oder Inficon (-1,5 Prozent) deutlich ab. Und dies, obwohl die technologielastige Nasdaq am späten Donnerstagnachmittag wieder leicht ins Plus drehte. Auch Nvidia-Aktien zeigten wieder spärliche Gewinne.
Auf den Verkaufslisten weit oben standen auch Zykliker wie ABB (-2,2 Prozent auf 47,23 Franken) und Schindler (-2,1 Prozent). ABB wurden gebremst von Barclays, dessen Analyst die Bewertung für die Aktie mit «Underweight» und einem Kursziel von 40 Franken wieder aufnahm. Die Nachfrage im Bereich Automation dürfte ihren Höhepunkt erreicht haben und er rechne für die kommenden Jahren mit rückläufigen Bestellungen, schrieb der zuständige Analyst. Auch dürfte die Erholung bei Robotics schwächer verlaufen als erwartet.
Schwergewicht Nestlé war mit einem Taucher von 2,0 Prozent der grösste Klotz am Bein des SMI. Die Aktien des Lebensmittelgiganten beschleunigten ihre Kursverluste am Nachmittag, während eines von Barclays organisierten Gesprächs mit Finanzchefin Anna Manz und Nordamerika-Chef Steven Presley.
Weniger schlimm erging es den beiden anderen Schwergewichten. Bei Roche GS (-0,9 Prozent) wirkte ein negativer Kommentar von JPMorgan im Vorfeld der Detaildaten zur Schlankheits-Pille CT388 vom Dienstagnachmittag noch immer nach. Der zuständige Analyst warnte vor möglichen Enttäuschungen. Novartis verloren 0,4 Prozent.
Im breiten Markt sanken Galderma um 1,3 Prozent nachdem Altaktionäre ein weiteres Aktienpaket abgestossen hatten. Auf der anderen Seite legten Barry Callebaut um 3,4 Prozent auf 1418 Franken zu. JPMorgan hat das Rating «Neutral» und einem Kursziel von 1600 Franken wieder aufgenommen. Bossard (+2,1 Prozent) profitierten von einer Kurszielerhöhung durch Berenberg.
jb/tv
(AWP)