Dabei rückte der Leitindex SMI zurück über die Schwelle von 11'100 Punkte, die er gestern unter dem Eindruck wachsender Zinssorgen preisgegeben hatte. Getragen wurde der Gesamtmarkt am Berichtstag von den deutlichen Avancen der Index-Schwergewichte. Allen voran die Nestlé-Papiere legten kräftig zu. Auf der Gegenseite rutschte der Kurs der angeschlagenen Grossbank Credit Suisse erstmals unter 2,50 Franken.
Die Stimmung an den Finanzmärkten sei nach wie vor angespannt, sagten Händler. Das Thema Inflation habe sich wieder ganz oben auf die Themen-Liste der Börsianer vorgearbeitet. Damit verbunden nehmen die Sorgen vor weiteren Zinserhöhung in der Geldpolitik der wichtigsten Notenbanken zu. Die Erwartung hoher Zinsen widerspiegelt sich etwa auch in den Renditen zehnjähriger US-Staatspapiere, die so hoch liegen wie zuletzt vergangenen November. Die zuletzt stark gestiegenen Anleihenrenditen hängen Marktbeobachtern zufolge wie ein Damoklesschwert über den Aktienmärkten.
Bei Börsenschluss rückte der SMI um 0,99 Prozent auf 11'165,58 Punkte vor und schloss damit nahe am Tageshoch. In den Tag gestartet war der SMI noch bei rund 11'000 Zählern. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, beendete das Geschäft mit einem Plus von 0,73 Prozent auf 1775,15 Punkten und der breite SPI stieg um 0,91 Prozent auf 14'394,27 Zähler. Im SLI standen sich am Ende 23 Gewinner und sechs Verlierer gegenüber, ABB schlossen unverändert.
Als grosse Stütze für den Gesamtmarkt entpuppten sich am Donnerstag die Papiere der Schwergewichte Nestlé (+2,0%), Novartis (+1,5%) und Roche GS (+1,0%). Vor allem Nestlé machten so einen guten Teil der in den vergangenen Tagen erlittenen Kurseinbussen wett.
Klar fester gingen auch die ebenfalls als defensiv eingestuften Aktien von Swisscom (+1,3%) und Givaudan (+1,5%) aus dem Handel. Morgan Stanley hatte das Kursziel für den Telekomriesen erhöht und die "Overweight"-Einschätzung bestätigt. Die Analysten rechnen mit einer weiterhin soliden Geschäftsentwicklung.
Auch Zykliker wie Holcim (+1,8% auf 58,94 Fr.) oder Swatch (+2,1%) gewannen an Wert. Die Titel des Baustoffkonzerns, der die Jahreszahlen vergangenen Freitag vorgelegt hatte, kletterte sogar auf ein Mehrjahreshoch von knapp 59 Franken. Titel wie Straumann (+1,6%), Geberit oder Sonova (je +1,2%) reihten sich bei den Blue Chips ebenfalls weit vorne ein.
Auf der Verliererseite standen einmal mehr die Aktien der CS (-7,0% auf 2,57 Fr.) auf den Verkaufslisten. In der zweiten Handelshälfte waren phasenweise gar panikartige Verkäufe zu beobachten, was den CS-Kurs erstmals in der Geschichte unter 2,50 Franken drückte. Vom Allzeittief konnten sich die Titel bis zum Handelsende dann aber absetzen. Was genau die Verkäufe ausgelöst hatte, war laut Händlern allerdings nicht so klar.
Doch auch die Branchennachbarn UBS (-0,6%) und Julius Bär (-0,2%) zählten zu den wenigen Verlierern. Und Finanzwerte wie Swiss Life (+0,2%) oder Partners Group (+0,3%) retteten sich zwar ins Plus, doch hielten sich die Kursgewinne in Grenzen.
VAT gaben nach Jahreszahlen um deutliche 1,9 Prozent nach. Während der Zahlenkranz im Rahmen der Erwartungen ausfiel, belastete der verhaltende Ausblick zu der Entwicklung im Halbleitermarkt den Titel.
Im breiten Markt wurden die Titel des Herstellers von Blechmaschinen Bystronic (-11%) oder jene des Spezialkunststoff-Hersteller Gurit (-9,2%) nach der Zahlenpublikation massiv abgestossen. Sorgen um die weitere Auftragslage und die Profitabilität der Firmen drückten auf die Kurse. Bei Clariant hielt sich das Minus mit 1,4 Prozent einigermassen in Grenzen.
Das Solarunternehmen Meyer Burger senkte überraschend für 2023 das Produktionsziel, was den Aktienkurs um 14 Prozent einbrechen liess. Dagegen rückten Kardex (+5,3%) oder Forbo (+4,8%) nach Zahlen vor. Höhere Aufträge sorgte beim Lagerlogistik-Spezialist Kardex für Applaus, während die Industriegruppe Forbo mit guten Aussichten bei den Anlegern punktete.
(AWP)