Eigentlich seien die Nachrichten für die weltweiten Börsen gut, kommentierte der Broker IG: «Der Haken an der Sache ist, dass die jüngsten Wirtschaftsdaten das Zinssenkungspotenzial eingrenzen.» Um die Investoren auf eine sanfte Landung der US-Wirtschaft vorzubereiten, wäre laut einer Markteinschätzung der Onlinebank Swissquote eine moderate Senkung um 25 Basispunkte sinnvoller. Raum für weitere Zinssenkungen in der Eurozone böten auch die am Morgen veröffentlichten Produzentenpreise aus Deutschland, die im 13. Monat hintereinander nachgaben, hiess es in einem anderen Kommentar: «Die Europäische Zentralbank täte gut daran, im kommenden Monat eine Woche vor der Fed zu handeln und die Leitzinsen weiter zu senken.»
Der Leitindex SMI schloss um 0,07 Prozent tiefer bei 12'266,56 Punkten. Der SLI, der die 30 wichtigsten Titel umfasst, fiel um 0,06 Prozent auf 1990,47 Punkte, während der breiter gefasste SPI um 0,14 Prozent auf 16'289,49 Punkte nachgab. Innerhalb des SLI zeigten 19 Titel Verluste, während 11 stiegen.
Damit war die Schweizer Börse nicht alleine: Nachdem sich eine schwächere Eröffnung der grossen US-Börsen abgezeichnet hatte, drehten alle grossen Handelsplätze in Europa ins Minus. «Wir haben ein paar sehr gute Tage hinter uns», sagte ein Händler. Darum komme es nun zu einer Atempause. Die Handelsvolumina seien aber sehr dünn.
Die rote Laterne unter den Blue Chip hielten Swatch (-2,4 Prozent) nach der Publikation der monatlichen Uhrenexporte. Das Sentiment für Luxusgüter insgesamt bleibe offenbar getrübt, hiess es in einem Kommentar der UBS. Und dabei sei vor allem die Entwicklung in den beiden mittleren Preissegmenten weiterhin enttäuschend, in denen Swatch stark sei, so ein Kommentar. «Es sieht aus, als könnte es länger in Richtung Süden gehen», sagte ein Händler. In nächster Zeit sei schwierig zu sehen, was die Talfahrt bremsen könnte. Dagegen hielten sich die Aktien von Konkurrent Richemont deutlich besser (-0,2 Prozent).
Dahinter verloren Julius Bär 1,2 Prozent. Auch andere Finanzwerte zeigten Verluste wie UBS (-0,2 Prozent), Partners Group (-0,5 Prozent). Dagegen wurden Swiss Re (+1,1 Prozent) vor den Halbjahreszahlen vom Freitag gesucht.
Ebenfalls auf den Verkaufszetteln standen SIG (-1,1 Prozent) sowie Lindt&Sprüngli (-0,9 Prozent) und Nestlé (-1,0 Prozent). Der Nahrungsmittelgigant aus der Westschweiz gab am Nachmittag immer mehr Boden preis und erwies sich als Klotz am Bein des SMI. Derweil konnte die anderen beiden Schwergewichte Roche GS (+0,3 Prozent) und Novartis (+0,2 Prozent) leichte Kursfortschritte ausweisen.
An der Spitze der Gewinner standen Lonza (+1,1 Prozent) vor VAT (+0,7 Prozent). Neben VAT waren generell Technologietitel wie etwa Logitech (+0,4 Prozent) oder Comet (+0,7 Prozent) gesucht, verloren aber nach der tieferen Eröffnung der US-Technologiebörse Nasdaq an Terrain.
Die Musik spielt diese Woche hauptsächlich im breiten Markt, wo es einige grosse Bewegungen gibt. Huber+Suhner schossen nach Zahlen um 12,8 Prozent nach oben. Der Spezialist für elektrische und optische Verbindungstechnik hat die Schätzungen auf allen Ebenen klar übertroffen, besonders deutlich mit dem Auftragseingang.
R&S gewannen nach Zahlen und der Bekanntgabe einer Übernahme in Irland 7,2 Prozent hinzu. Ina Invest legten um 5,4 Prozent zu. Das Immobilienunternehmen hat im ersten Jahr mehr Gewinn geschrieben. PSP (+0,7 Prozent) und VP Bank (+0,3 Prozent) notierten nach Halbjahreszahlen ebenfalls etwas höher.
DocMorris stürzten hingegen nach der Senkung des Ausblicks um rund 12,4 Prozent ab. Medartis können anfängliche Gewinne nicht halten (-2,6 Prozent). Das Basler Medizinaltechnik-Unternehmen hat seine Jahresziele leicht gesenkt wegen des schwächeren Wachstums im ersten Halbjahr. Auch Skan büssten nach den Semesterzahlen 1,1 Prozent ein. Lem (-3,8 Prozent) wurden von einer Kurszielsenkung von Kepler Cheuvreux gebremst.
jb/rw
(AWP)