Die Anleger hätten nun Angst, dass die Aktienkurse zu schnell und zu hoch gestiegen seien, hiess es am Markt. Die bisherige Begeisterung für Künstliche Intelligenz, die den Bullenmarkt beflügelt hatte, könnte etwas übertrieben gewesen sein. Nun muss sich zeigen, ob die letzten Handelstage ein reinigendes Gewitter oder der Auftakt zu einer längeren Schwächephase waren. Das Risiko eines Absturzes der Technologiewerte wie zu Zeiten der Internetblase sei noch nicht gebannt, sagte ein Marktbeobachter. Immerhin grenzte der Schweizer Aktienmarkt seine Verluste ein, nachdem das Wirtschaftswachstum in den USA stärker als erwartet ausgefallen war. Beide US-Börsen drehten ins Plus und sorgten für etwas Rückenwind auch an der Schweizer Börse.

Der Leitindex SMI schloss um 0,80 Prozent tiefer auf 12'105,54 Punkten. Immerhin schloss der SMI deutlich über dem Tagestief von 12'026 Zählern. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gab um 0,50 Prozent nach auf 1961,67 Zähler. Der breite SPI fiel um 0,80 Prozent auf 16'083,77 Punkte zurück. Bei Handelsschluss standen sich im SLI 19 Verlierer und zehn Gewinner gegenüber, während Zurich unverändert notierten.

Am schlimmsten unter Druck bei den Bluechips waren Julius Bär (-9,1 Prozent). Die Zürcher Bank hat im ersten Halbjahr die Analystenschätzungen verfehlt. «Das Zahlenset war eine herbe Enttäuschung», meinte ein Händler. Mit UBS (-1,1 Prozent) und Partners Group (-2,7 Prozent), EFG International (-5,5 Prozent) gaben auch andere Finanzwerte nach.

Nestlé sackten um 5,1 Prozent auf 88,82 Franken ab. Mit einem Tagestief von 88,26 Franken markierte der Titel den tiefsten Stand seit Februar 2019. Zwar ist der Lebensmittelkonzern im ersten Halbjahr gewachsen. Aber er hat die Wachstumsprognose gesenkt. Dies sei wegen der Vergleichsbasis wenig erstaunlich, sagte ein Händler. Anleger hätten ihre Nestlé-Aktien gegen die des Konkurrenten Unilever getauscht, hiess es. Denn Unilever habe besser abgeschnitten als Nestlé.

Ganz anders sah die Lage bei den beiden anderen Schwergewichten aus: Roche (GS +1,5 Prozent, Inhaber +2,9 Prozent) waren ganz weit vorne bei den Gewinnern im SLI. Der Pharmariese ist im ersten Halbjahr stärker gewachsen als erwartet und hat zudem die Prognose angehoben. «Das Momentum hat gedreht», sagt ein Händler. Der Konzern befinde sich in einem positiven «Flow». Roche sei erfolgreich in den Kampf gegen Fettleibigkeit eingestiegen. Auch Novartis (+0,7 Prozent) zeigten leichte Gewinne.

Einsam an der Spitze standen indes Lonza mit einem Kurssprung von 7,1 Prozent. Der Pharmazulieferer ist im ersten Halbjahr stärker gewachsen als erwartet und hat die Prognose angehoben. Vor allem die operative Kernmarge fand grosse Anerkennung am Markt. «Es ist bemerkenswert, wie rasch die Aufträge zurückgekommen sind», sagte ein Händler.

Dagegen kamen im breiten Markt die Titel des Pharmazulieferer Bachem (-9,2 Prozent) nach den Semesterzahlen unter die Räder. Der Start ins Jahr 2024 fiel langsam aus. Bei Meier Tobler (-7,8 Prozent) und Bucher (-4,6 Prozent) drückte der Halbjahrjahresbericht stark auf den Kurs. Galderma (-3,4 Prozent) fielen trotz guter Zahlen deutlich zurück. Einige Marktakteure hatten sich eine deutlichere Erhöhung der Jahresvorgaben ausgemalt, hiess es im Markt. Deshalb sei es zu Gewinnmitnahmen gekommen.

Auf der anderen Seite wurden Idorsia (+18,2 Prozent) von Aussagen des CEOs beflügelt, der die Wichtigkeit der Unabhängigkeit des Unternehmens betonte. Also (+13,1 Prozent) erlebten einen Kurssprung nach Bekanntgabe einer Übernahme in Grossbritannien.

jb/cg

(AWP)