Fed und EZB würden nach dem krassen Zinserhöhungszyklus nun ein wenig abwarten, was in Sachen Konjunktur, Arbeitsmarkt und Inflation in den kommenden Wochen geschehen werde, kommentierte ein Händler. Der Zinsgipfel dürfte wohl erreicht sein, glauben viele Beobachter. Kaum Beachtung fanden dagegen neue Konjunkturdaten: So hat sich die Inflation in Deutschland im Juli leicht abgeschwächt, während die deutsche Wirtschaft in einer Flaute feststeckt. Und in den USA sind die Arbeitskosten im Frühjahr etwas weniger stark gestiegen als erwartet. Das gleiche galt für das Michigan-Konsumklima, das sich etwas schwächer verbessert hat als vorausgesagt.
Der SMI sank bis Börsenschluss um 0,49 Prozent auf 11'317,74 Punkte. Damit hat der SMI im Vergleich zum Vorwochenschluss um 1,0% zugelegt. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, verlor 0,31 Prozent auf 1794,28 Zähler und der breite SPI 0,40 Prozent auf 14'943,64 Punkte. Von den 30 SLI-Werten gaben 21 nach und 9 zogen an.
Die Aktien von AMS Osram legten nach der Ankündigung eines tiefgreifenden Restrukturierung einen Höhenflug (+18,5%) auf 7,992 Franken hin. Anleger begrüssten die Restrukturierung und Sparmassnahmen unter dem neuen Firmenchef. Auch die neuen Mittelfristziele seien nun deutlich realistischer. Zu den gleichzeitig vorgelegten Zahlen des 2. Quartals hiess es, der Sensorenhersteller habe sich angesichts der Schwierigkeiten wacker geschlagen. Der Ausblick für das dritte Quartal wiederum lasse auf eine Belebung des Tagesgeschäfts schliessen. Händler berichteten von aggressiven Deckungskäufen seitens ausländischer Leerverkäufer.
Hinter AMS schlossen auch noch Swatch (+1,2%), UBS (+0,7%), Adecco (+0,7%), Lonza (+0,6%) und Holcim (+0,5%) etwas deutlicher im Plus. Der Baustoffkonzern profitierte von drei Kurszielerhöhungen.
Dennoch wirkten die Kursgewinne etwas zufällig. Denn die Handelsumsätze seien so dünn wie selten zuvor, sagten Marktteilnehmer. Dies sei ein Nährboden für stärkere und teils wenig aussagekräftige Bewegungen. So gab der zweite Luxusgüterkonzern Richemont (-0,2%) nach. Dem Genfer Unternehmen verlieh die Übernahme der Mehrheit an der italienischen Luxusschuhmarke Gianvito Rossi keinen Schub. Die Transaktion habe keinen materiellen Einfluss auf die Finanzlage und Ergebnisse, erklärte Richemont.
Auf der anderen Seite standen Logitech (-2,2%), Kühne+Nagel (-2,1%) an der Spitze der Verlierer. Sie hatten in den vergangenen Tagen Zahlen vorgelegt, die am Markt gut angekommen waren, so dass Investoren nun ihre Gewinne versilberten. Das starke Plus der US-Technologiebörse Nasdaq konnte Logitech nicht beflügeln.
Die grössten Klötze am Bein des SMI waren allerdings die drei Schwergewichte. Insbesondere Roche GS (-1,1%) zogen den Leitindex nach unten. Auch Nestlé (-0,6%) standen nach den deutlichen Kursgewinnen vom Vortag auf der Verkaufsliste, während Novartis 0,6 Prozent verloren. Bei Roche und Nestlé gab es Kurszielsenkungen. ABB gaben (-1,1%) nach.
Aus den hinteren Reihen wurden APG (-0,8%), Forbo (-0,5%) und Comet (-0,3%) abgestossen. Bei der Industriegruppe Forbo verlief das erste Semester schlechter als im Vorjahreszeitraum. Der Röntgen- und Hochfrequenzspezialist Comet hat den Abschwung in der Halbleiterindustrie voll zu spüren bekommen.
Dagegen zogen Clariant (+0,9%) nach endgültigen Zahlen an, ebenso Medacta (+0,8%). Dufry reagierten mit Aufschlägen (+1,9%), nachdem das Unternehmen alle Ausschreibungen an mehreren Flughäfen in Spanien gewonnen hat.
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