Mildere Inflationsdaten im Oktober hatten im Wochenverlauf die Hoffnungen der Optimisten auf ein Zinshoch in den USA bestärkt. «Wie Reinhold Messner freut sich der Markt, endlich am (Zins-)Gipfel angelangt zu sein», umschrieb ein Analyst die Stimmung. Aber nicht alle Marktteilnehmer seien davon überzeugt, sagte er weiter. Da am Berichtstag eine Reihe von US-Konjunkturdaten veröffentlicht wurden, sei das Geschäft eher ruhig verlaufen. Vom US-Arbeitsmarkt, aus der Industrie und vom Immobilienmarkt kamen dann insgesamt negative Nachrichten. Die Daten festigten die Markterwartung, dass die US-Zentralbank Fed mit ihren Zinsanhebungen am Ende angekommen ist. Doch für eine Kurserholung reichte es doch nicht.
Der Leitindex SMI schloss um 0,61 Prozent tiefer mit 10'643,07 Punkten und damit auf Tagestief. Der 30 Titel umfassende SLI büsste 0,56 Prozent ein auf 1689,81 und der breite SPI 0,58 Prozent auf 14'014,24 Zähler. Von den 30 Blue Chips schlossen 21 tiefer und neun höher.
Am stärksten unter Druck standen die Aktien von Swatch (-2,1 Prozent) und Richemont (-1,8 Prozent). Händler verwiesen auf die Vortagesgewinne und die Kette von Enttäuschungen im Luxusgütersektor, die sich mit Burberry fortgesetzt hatte. Zudem dürften laut Händlern auch die schwachen Immobilienpreise in dem sehr wichtigen Markt China die Nachfrage nach Luxusgütern dämpfen und damit kursbelastend wirken.
Weiter unter Abgaben litten zudem Alcon (-1,8 Prozent). Der Augenheilkonzern hatte am Vortag mit den Quartalszahlen enttäuscht, was die Aktie zeitweise um mehr als 8 Prozent einbrechen liess. Am Berichtstag sorgten negative Analystenkommentare für zusätzlichen Verkaufsdruck.
Dahinter folgten Givaudan (-1,4 Prozent). Händler erwähnten eine gewisse Zurückhaltung der Anleger bei defensiven Werten und die Senkung des Bonitätsausblicks auf «Negativ» durch die Ratingagentur Moody's als mögliche Gründe für das Kursminus.
Zurich (-0,5 Prozent) waren ebenfalls schwächer. Der Markt habe sich vom Investorentag wohl mehr erhofft, meinte ein Händler. Eine leise Enttäuschung sei, dass es keine zusätzlichen Angaben zum Aktienrückkaufprogramm gegeben habe.
Zwischen einem halben und gut einem Prozent verloren die zyklischen Kühne + Nagel, SIG und Sika sowie die defensiven Nestlé, Sonova und Sandoz. Die Pharmariesen Roche GS (-0,5 Prozent) und Novartis (-0,5 Prozent) belasteten den Markt ebenfalls.
Die Aktien der UBS (-0,5 Prozent) konsolidierten den Kursgewinn vom Vortag. Am Mittwoch war der Kurs nach dem Urteil im Frankreich-Prozess um über 2 Prozent gestiegen. Analysten hatten das Urteil als Teilerfolg für die Grossbank bezeichnet.
Die Gewinnerliste wurde vom PS des Schokoladeherstellers Lindt+Sprüngli (+1,4 Prozent), dem Technologiewert VAT (+1,2 Prozent) und von Swisscom (+0,8 Prozent) angeführt. Lonza (+0,6 Prozent) sowie Julius Bär (+0,3 Prozent) und Partners Group (+0,8 Prozent) bauten die Vortagesgewinne aus. Der Elektrotitel ABB (+0,2 Prozent) profitierte ein wenig von den guten Zahlen von Rivale Siemens.
Am breiten Markt verbuchten Baloise nach der Zahlenvorlage Verluste (-2,4 Prozent). Hier irritierten vor allem hohe Kosten bei Naturkatastrophenschäden die Anleger, hiess es. Im Sog von Baloise büssten die Anteile der ähnlich aufgestellten Helvetia (-2,1 Prozent) ebenfalls an Wert ein.
Dagegen sprangen Crealogix (+17,5 Prozent auf 58,50 Fr.) nach dem aus Grossbritannien eingetroffenen Übernahmeangebot in die Nähe des gebotenen Preises von 60 Franken je Aktie. Der Vermögensverwalter EFG (+2,6 Prozent) vermochte mit 10-Monats-Zahlen zu punkten. Die Aktionäre von One Swiss Bank (+5,3 Prozent) stimmten dem Rückzug von der Börse zu.
pre/tv
(AWP)