Die Anleger gehen weiter davon aus, dass die US-Notenbank Fed ihre geldpolitische Wende am Mittwoch mit einem grossen Zinssenkungsschritt von 0,5 Prozentpunkten einleiten wird. Daran änderten auch überwiegend starke heimische Konjunkturdaten nichts: Dessen ungeachtet wies das «Fed Watch Tool» der Optionsbörse CME zuletzt eine Wahrscheinlichkeit von 65 Prozent aus, dass die Fed ihre geldpolitische Wende mit einem grossen Zinssenkungsschritt von 0,5 Prozentpunkten einleiten wird. Der Wert liegt über dem Vortagsniveau - vor einer Woche betrug er lediglich 34 Prozent und vor einem Monat 25 Prozent.

Als Grund für die Erwartung einer deutlichen Zinssenkung führte Analyst Frank Wohlgemuth von der National-Bank die Abschwächung des US-Arbeitsmarktes an, die nach nunmehr zwei enttäuschenden Monatsberichten deutlicher werde. Auch ist die Inflation in den vergangenen Monaten tendenziell gefallen.

Ralf Umlauf von der Landesbank Hessen-Thüringen ist skeptischer. Er verwies auf die entgegen den Erwartungen moderat gestiegenen Einzelhandelsumsätze. Nach dem soliden Start in das dritte Quartal habe sich die Konsumdynamik zwar verlangsamt. Seines Erachtens dienen die Zahlen insgesamt aber nicht zur Rechtfertigung eines grossen Lockerungsschrittes der Fed in dieser Woche.

Unter den Einzelwerten zogen am Dienstag die Aktien des erneuten Dow-Spitzenreiters Intel um weitere 2,7 Prozent an. Zu Wochenbeginn hatte der Halbleiterkonzern erst mit der Nachricht staatlicher Milliarden-Zuschüsse aus den USA gepunktet. Montag nach Börsenschluss kündigte er an, den Bau von Werken in Magdeburg sowie in Polen auf Eis zu legen. Die Projekte werden sich voraussichtlich um zwei Jahre verzögern. Zudem erweitert Intel die strategische Zusammenarbeit mit Amazons Cloud-Sparte AWS.

Für die Papiere von Microsoft ging es um 0,9 Prozent nach oben. Der Software-Konzern will eigene Aktien in Milliardenhöhe zurückkaufen und seinen Anlegern eine deutlich höhere Dividende auszahlen.

Bei Biontech konnten sich die Anleger nach einem guten Lauf über ein weiteres Kursplus von 1 Prozent freuen. Das Analysehaus Jefferies sprach eine Kaufempfehlung für die Anteilsscheine des Impfstoffherstellers aus und sieht im Antikörper BNT327 einen möglichen massiven Umsatztreiber. Experte Analyst Akash Tewari verwies auf ermutigende Studiendaten von Summit Therapeutics mit einem vergleichbaren Ansatz gegen Krebs. Biontech habe zudem genügend Barmittel, um parallel andere Wirkstoffkandidaten voranzutreiben. Vergangene Woche hatten die Biontech-Titel schon deutlich von hohen Erwartungen an neue Impfstoffe der Mainzer profitiert.

Der Euro konnte seine Erholungsrally zunächst nicht fortsetzen und sank auf 1,1116 Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs davor auf 1,1139 (Montag: 1,1126) Dollar festgesetzt und der Dollar damit 0,8977 (0,8987) Euro gekostet.

US-Staatsanleihen gaben nach. Der Terminkontrakt für zehnjährige Papiere (T-Note Future) sank um 0,19 Prozent auf 115,34 Punkte. Die Rendite von Anleihen mit dieser Laufzeit stieg im Gegenzug auf 3,65 Prozent./gl/nas

--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---

(AWP)