Am Vortag hatte die Aussicht darauf, dass es 2025 wohl nur noch zwei Zinssenkungen der US-Notenbank Fed geben dürfte, den Märkten heftig zugesetzt. Manch ein mutiger Anleger versuchte nun, das ermässigte Niveau wieder zum Einstieg zu nutzen. Eine klare Tendenz ergab sich allerdings nicht. Vor allem im Späthandel gingen den Indizes Punkte verloren.
Der Dow Jones Industrial verteidigte letztlich ein dünnes Plus von 0,04 Prozent auf 42.342,24 Punkte. Der Leitindex ging damit nahe an seinem Tagestief aus dem Handel, nachdem er in der Spitze mehr als ein Prozent gewonnen hatte. Immerhin beendete er aber seine historische Serie von zehn Verlusttagen in Folge. Nach Bloomberg-Daten hatte es solch eine lange Durststrecke seit den 1970er Jahren nicht mehr gegeben.
Der marktbreite S&P 500 rutschte spät mit 0,09 Prozent ins Minus auf 5.867,08 Zähler. Der technologielastige Nasdaq 100 knüpfte mit einem Abschlag von 0,47 Prozent auf 21.110,51 Punkte an den Kursrutsch vom Vortag an. Ein Kurseinbruch beim Chipkonzern Micron drückte dort auf die Stimmung.
Laut der Ökonomin Tiffany Wilding von der Investmentgesellschaft Pimco sind Zinssenkungen in den USA «on hold». Mit der Januar-Sitzung der Fed werde wohl zunächst eine Phase des Abwartens beginnen, die Tendenz gehe aber weiterhin in Richtung weiterer Zinssenkungen. «Allerdings wird die Fed voraussichtlich weitere Fortschritte bei der Inflationsbekämpfung oder einen Anstieg der Arbeitslosenquote abwarten, bevor sie den Lockerungszyklus fortsetzen wird», ergänzte sie.
Robuste Wirtschaftsdaten aus den USA erhöhten am Donnerstag nicht gerade den Druck, die Zinsen zu senken. Wie eine erneute Revision des Bruttoinlandsprodukts überraschend zeigte, hat die US-Wirtschaft im dritten Quartal im Vergleich zum Vorquartal etwas an Fahrt gewonnen. Ausserdem war die wöchentlich berichtete Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe unerwartet deutlich gefallen.
An der Nasdaq dämpfte Micron die Stimmung mit einem Kurseinbruch um 16 Prozent. Bei der Vorlage der Quartalszahlen des Chipkonzerns war es vor allem der Ausblick, der missfiel. Er habe selbst die Erwartungen der ärgsten Pessimisten untertroffen, urteilte UBS-Analyst Timothy Arcuri. Von der Bank of America wurde denn auch die Kaufempfehlung gestrichen wegen Gegenwinds, den das Unternehmen bei der Marge verspüre.
Das breite Branchenbild im Chipsektor war durchwachsen. Anlegers «KI-Liebling» Nvidia fiel nach einer fünftägigen Durststrecke mit einem Erholungsversuch und einem Plus von 1,4 Prozent auf. Neben Nvidia schlossen mit Amazon, Apple und Alphabet (A-Aktien) noch drei andere Werte aus dem Kreis der «Magnificent 7» wieder im Plus.
An die Dow-Spitze setzten sich aber die Titel von Boeing , die ihren guten Lauf mit einem Anstieg um 2,6 Prozent fortsetzten. Seit Mitte November kennen sie im Grunde nur den Weg nach oben. Etwa 30 Prozent haben sie in den vergangenen Wochen zugelegt. Am Donnerstag meldete der US-Flugzeugbauer eine Grossbestellung der türkischen Pegasus Airlines.
Grössere Kursverluste von mehr als 11 Prozent mussten an der Nasdaq die Aktionäre des Biotech-Unternehmens Vertex einstecken. Enttäuschende Zwischenergebnisse einer Studie mit dem Medikament Suzetrigin wurden dafür verantwortlich gemacht. Der Kurs sackte zwischenzeitlich auf das tiefste Niveau seit einem Jahr.
Positives gab es dagegen von Accenture zu berichten, die Papiere stiegen um sieben Prozent. Das Beratungsunternehmen überzeugte mit einem soliden Geschäftsjahresauftakt, hiess es vom RBC-Experten Daniel Perlin. Die Folge davon sei eine erhöhte Umsatzprognose gewesen.
Der Kurs des Euro hat sich mit 1,0362 US-Dollar im New Yorker Handel nur wenig von der Stelle bewegt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,0395 (Mittwoch: 1,0496) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9620 Euro.
Am US-Rentenmarkt stieg die Rendite der zehnjährigen Papiere auf 4,57 Prozent. Der Terminkontrakt für die Papiere mit dieser Laufzeit gab umgekehrt um 0,37 Prozent auf 108,61 Punkte nach./tih/men
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---
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