Die Fed hat den Leitzins zum fünften Mal in Folge und erwartungsgemäss unverändert belassen. Er liegt damit weiterhin in der Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent. Die Entscheider der Notenbank rechnen für 2024 im Mittel weiterhin mit einem Leitzins von 4,6 Prozent. Das deutet auf drei Zinssenkungen in diesem Jahr hin. Seit März 2022 hat die Fed ihren Leitzins im Kampf gegen die Inflation im rekordverdächtigen Tempo um mehr als fünf Prozentpunkte angehoben - in den vergangenen Monaten aber nicht mehr an der Zinsschraube gedreht.

«Die Fed bleibt auf Kurs in Richtung einer Leitzinswende im laufenden Jahr», schrieb Analyst Elmar Völker von der Landesbank Baden-Württemberg in einer ersten Reaktion. Der mit Spannung erwartete «Dot Plot» avisiere unverändert drei Zinssenkungen bis Jahresende. «Ein Signal, dass der erste Zinsschritt nach unten nicht mehr allzu weit entfernt sein dürfte.»

Es wäre aber noch zu früh, bereits grünes Licht zu geben, mahnte der Experte. Denn die jüngsten US-Inflationsdaten hätten eine schleppendere Entspannung gezeigt als noch Ende letzten Jahres erhofft. In Summe also eine gemischte Botschaft aus Washington, so Völker. Juni erscheine nun als frühestmöglicher Termin für eine Zinswende realistisch. «Falls die Teuerung sich fortlaufend hartnäckiger zeigen sollte als erhofft, kann sich die Wende aber auch weiter in den Sommer hinein verschieben.»

Auf Unternehmensseite standen unter anderem die Aktien von Intel im Fokus. Sie profitierten letztlich nur wenig von der Meldung, dass der Halbleiterkonzern vom US-Handelsministerium die Zusage für milliardenschwere Fördermittel zur Ausweitung seiner Produktionskapazitäten bekommen hat.

Die Boeing-Papiere erholten sich rasch von ihren klaren Anfangsverlusten und schlossen als Dow-Spitzenreiter 3,7 Prozent im Plus. Offenbar hatten Anleger sich schon auf schlechte Nachrichten eingestellt. Der Flugzeugbauer erwartet wegen anhaltender Qualitätsprobleme für das erste Quartal einen massiven Liquiditätsabfluss. Behördliche Kontrollen und eine beeinträchtigte Produktion belasteten die Finanzen, hiess es.

Für Biontech ging es um 4,4 Prozent bergab. Der Impfstoff-Spezialist aus Mainz, dessen Anteilsscheine primär in den USA gehandelt werden, legte wegen des schrumpfenden Geschäfts mit Covid-19-Impfstoffen enttäuschende Zahlen vor. Um die Entwicklung hin zu Krebsmedikamenten voranzutreiben, schraubt das Unternehmen seine Ausgaben für Forschung und Entwicklung nach oben. Im Biontech-Sog sackten die Titel des US-Wettbewerbers Moderna um 1,9 Prozent ab.

Mit einem Kursabschlag von 2,5 Prozent gehörten die Aktien des Börsenbetreibers Nasdaq Inc zu den klaren Verlierern. Der grösste Anteilseigner, die Börse Dubai, will etwa ein Drittel seiner Nasdaq-Anteile abstossen. Dies würde dem Börsenbetreiber aus den Vereinigten Arabischen Emiraten bis zu 1,6 Milliarden Dollar einbringen.

Im Nebenwerte-Bereich verteuerten sich die Anteilsscheine von Mobileye um 7,5 Prozent, nachdem der VW-Konzern einen Ausbau seiner Zusammenarbeit mit der israelischen Intel-Tochter angekündigt hatte. Gemeinsam wolle man zügig neue Fahrassistenzfunktionen in Serie bringen, hiess es.

Der Kurs des Euro legte nach dem Fed-Entscheid merklich zu und kostete zuletzt 1,0920 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuletzt am Nachmittag auf 1,0844 (Dienstag: 1,0854) Dollar festgesetzt. Der Dollar hatte damit 0,9221 (0,9213) Euro gekostet.

Die Kurse von US-Staatsanleihen knickten nach den geldpolitischen Entscheidungen nur kurz ein. Der Terminkontrakt für zehnjährige Anleihen (T-Note-Future) stieg danach wieder auf sein vorheriges Niveau und notierte zuletzt 0,20 Prozent im Plus bei 110,36 Punkten. Die Rendite zehnjähriger Staatspapiere betrug zuletzt 4,28 Prozent./edh/mis

(AWP)