Um 20.00 Uhr mitteleuropäischer Zeit geben die amerikanischen Währungshüter das Ergebnis ihrer Sitzung bekannt. Fachleute rechnen fast einhellig damit, dass die Fed ihre Leitzinsen nicht weiter straffen wird. Spannend wird vor allem, welche weiteren Schritte sie signalisiert. Denn es ist unklar, ob die Notenbank noch weitere Zinsschritte folgen lässt - oder gar das Ende ihres Straffungszyklus erreicht hat.
Seit März 2022 hat die Fed wegen der hohen Inflation ihre Leitzinsen so stark und rasch angehoben wie seit den 1980-er Jahren nicht mehr. Zwar ist zuletzt die Gesamtteuerung wieder etwas gestiegen. Die aus Sicht der Fed wichtigere Kerninflation ohne die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise deutet aber nach unten. Positive Signale kamen zuletzt auch vom Arbeitsmarkt.
Laut Marktbeobachter Marcel Mussler zeigten die zeitweise deutlicheren Kursverluste vom Vortag, wie dünn die Nerven der Marktteilnehmer derzeit sind. «Und wenn die Fed ein ungünstiges Wording bringt, können diese Nerven auch schnell einmal reissen.» Das heisst, Investoren werden jedes Wort von Fed-Chef Jerome Powell auf die Goldwaage legen.
Tim Waterer, Chefanalyst des Brokers KCM Trade, zeichnet zwei mögliche Reaktionen auf den Fed-Entscheid auf: Sollte sich Powell dazu entschliessen, «das wachsende Inflationsrisiko aufgrund steigender Ölpreise zu betonen», könnte dies dem US-Dollar und den Anleihe-Renditen weiter Auftrieb geben. «Sollte die Fed jedoch beschliessen, die Auswirkungen des Ölpreises zu beschönigen, und sollte es keine Anzeichen für eine mögliche Zinserhöhung im November geben, dürften Risikoanlagen die Nutzniesser sein». Hierzu würden auch Aktien zählen.
Bei den Einzelwerten stach der Parfüm- und Kosmetikkonzern Coty mit einem Kurssprung von 5,8 Prozent heraus. Die auch seit Jahresbeginn schon stark gelaufenen Aktien profitierten von einem angehobenen Umsatzausblick.
Das Online-Portal Pinterest erhielt nach seinem Investorentag grosses Lob von Experten. Die langfristigen Ziele des Konzerns erschienen erreichbar, hiess es. Daraufhin verteuerten sich die Aktien um 4,5 Prozent.
Dagegen büssten die Anteilsscheine von Intel am Dow-Ende weitere 3,1 Prozent ein. Analysten bescheinigten dem Chipkonzern anlässlich seiner Innovations-Konferenz zwar moderate Fortschritte. Doch wie schon seit Tagen nutzten Anleger das hohe Kursniveau für Gewinnmitnahmen. Vergangene Woche hatten die Aktien den höchsten Stand seit Juli 2022 erreicht, und seit Jahresbeginn steht immer noch ein Wertzuwachs von rund einem Drittel zu Buche.
Auch die Papiere des Technologieriesen Apple zollten mit minus 0,9 Prozent ihrem 2023 bislang guten Lauf etwas Tribut. Zudem schrieb UBS-Analyst David Vogt, dass die ersten Daten zum neuen iPhone 15 auf eine im Vergleich zum Vorjahr niedrigere anfängliche Nachfrage nach der High-End-Variante hindeuteten.
Für Instacart-Papiere ging es einen Tag nach dem Sprung des Einkaufs-Lieferdienstes auf das Börsenparkett um drei Prozent auf 32,69 US-Dollar bergab. Damit nähern sie sich dem Ausgabepreis von 30 Dollar, nachdem sie bereits am Dienstag nur einen Teil ihrer fulminanten Gewinne ins Ziel gerettet hatten.
Dem Lebensmittelkonzern General Mills gaben etwas besser als erwartet ausgefallene Zahlen für das erste Geschäftsquartal und bestätigte Ziele keine Impulse: Die Titel traten mit plus 0,2 Prozent fast auf der Stelle./gl/jha/
(AWP)