Schon vor dem Entscheid war der Dax erstmals über 21.700 Punkte geklettert. Dort ging er auch 0,41 Prozent höher bei 21.727,20 Punkten aus dem Handel. Der Leitindex kommt damit im Januar auf ein Plus von mehr als neun Prozent. Laut dem Kapitalmarktstrategen Jürgen Molnar von Robomarkets lockt nun zwar die nächste runde Marke von 22.000 Punkten. «Der Weg dahin aber dürfte kein leichter werden», gab der Experte zu bedenken.

In der zweiten deutschen Börsenreihe war sogar noch mehr Dynamik drin, was aber auch an dem Aufholbedarf des MDax liegen dürfte, der 2024 anders als der deutlich gestiegene Dax nachgegeben hatte und dem Leitindex auch in diesem Jahr hinterherhinkt. Der Index der mittelgrossen Werte stieg am Donnerstag um 1,98 Prozent auf 26.732,51 Punkte.

Während in den USA die Leitzinsen am Vorabend wie erwartet auf ihrem bisherigen Niveau belassen wurden, senkte die EZB den Leitzins in der Euroregion um 0,25 Prozentpunkte auf 2,75 Prozent. Laut den Experten der BayernLB wurde auch signalisiert, dass dies nicht der letzte Schritt war. Aufgrund einer hartnäckigen Inflation geht Chefvolkswirt Jürgen Michels aber davon aus, dass eine weitere Senkung im März vorerst das Ende sein könnte.

Laut dem Experten Carsten Brzeski von der ING Bank ist der Leitzins mit den 2,75 Prozent «immer noch restriktiv - zu restriktiv angesichts der derzeitigen Schwäche der Euro-Wirtschaft». Diese wurde am Donnerstag auch vom deutschen Bruttoinlandsprodukt untermauert: Im vierten Quartal schrumpfte es im Vergleich zum Vorquartal um 0,2 Prozent und damit etwas stärker als in einer vorherigen Schätzung angenommen.

Auf Unternehmensseite standen vor allem Bilanzen im Blick. Die Aktien der Deutschen Bank fanden sich mit minus 3,2 Prozent unter den grössten Dax-Verlierern wieder. Sie quittierten damit ihren guten Lauf in diesem Jahr, aber auch der stärker als erwartet eingebrochene Gewinn kam bei den Anlegern nicht gut an.

Das Symrise-Papier stand ebenfalls mit 1,9 Prozent unter Druck, weil der Aromen- und Duftstoffhersteller mit seinem Umsatzwachstum aus eigener Kraft die Erwartungen von Analysten verfehlte. Die Aktie hat in diesem Jahr bei Anlegern einen schweren Stand und dies zeigte sich am Donnerstag aufs Neue, denn aktuell sind sie 2025 der einzige Dax-Verlierer.

Zum Schlusslicht wurden letztlich die Infineon -Aktien, indem sie 3,3 Prozent einbüssten. Sie gerieten in den Sog des Chipherstellers STMicroelectronics , der mit einem mauen Quartalsausblick enttäuschte. Auch DHL wurde von einem Konkurrenten belastet: Der Umsatzausblick des US-Logistikkonzerns UPS drückte die Titel des Logistikers mit zwei Prozent ins Minus.

Wenn Zinsen gesenkt werden, sind häufig auch Immobilienwerte beliebt. So fielen neben dem Dax-Mitglied Vonovia auch TAG und LEG aus dem MDax mit Anstiegen um bis zu 4,6 Prozent positiv auf. Letztere Aktien profitierten dabei auch von Kaufempfehlungen der britischen Bank HSBC.

Im Nebenwertebereich hatte der Fondsanbieter DWS bessere Nachrichten zu bieten als seine Mutter Deutsche Bank. Hier hiess es von Experten, die Gewinnentwicklung habe die Erwartungen übertroffen und der Ausblick sei stark. Der Kurs erreichte ein Rekordhoch, letztlich stand ein Plus von über acht Prozent zu Buche.

Auf europäischer Bühne zeigte sich der EuroStoxx mit einem Anstieg um ein Prozent auf seinem höchsten Niveau seit dem Jahr 2000. An der New Yorker Börse bewegten sich die Kurse weniger stark: Der Dow Jones Industrial legte dort 0,3 Prozent zu und im Nasdaq 100 tat sich relativ wenig. Durchwachsene Resultate dreier Tech-Riesen konnten dem Markt dort also nicht klar ihren Stempel aufdrücken.

Der Kurs des Euro hat sich am Donnerstag mit zuletzt 1,0420 US-Dollar leicht im Plus bewegt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,0403 (Mittwoch: 1,0396) Dollar festgesetzt.

Die Kurse deutscher Bundesanleihen sind ebenfalls gestiegen. Während die Umlaufrendite von 2,46 Prozent am Vortag auf 2,45 Prozent fiel, legte der Rentenindex Rex um 0,10 Prozent auf 125,14 Punkte zu. Der Bund-Future gewann 0,46 Prozent auf 131,87 Zähler./tih/jha/

--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---

(AWP)