Der MDax der mittelgrossen Unternehmen fiel am Freitag um 1,20 Prozent auf 27 188,85 Punkte. Der Eurozonen-Leitbarometer EuroStoxx 50 büsste 0,52 Prozent ein.
"Die Luft aus dem Aktienmarkt scheint raus und die Rally-Pause seit Monatsanfang noch nicht beendet", schrieb Analyst Konstantin Oldenburger vom Handelshaus CMC Markets. Die Anleger stünden vor zwei Problemen: Zum einen sende die Konjunktur in China immer düstere Signale aus, und zum anderen stiegen die Realzinsen wieder, was die Attraktivität von Anleihen gegenüber Aktien erhöhe.
Zudem könnten die Zinsen entgegen den Hoffnungen der Anleger für längere Zeit hoch bleiben. "Es gibt eine bemerkenswerte Neubewertung der längerfristigen Zinssätze", sagte der Stratege Jean Boivin vom Blackrock Investment Institute. Der Markt komme mehr und mehr zu der Ansicht, dass es trotz der jüngsten Fortschritte einen langfristigen Inflationsdruck geben werde. Die gesamtwirtschaftliche Ungewissheit werde in den nächsten Jahren bestehen bleiben, und das erfordere eine grössere Entschädigung für den Besitz langlaufender Anleihen in Form von hohen Zinsen.
Der Stimmung nicht förderlich war zudem die Nachricht, dass der hoch verschuldete chinesische Immobilienkonzern Evergrande in den USA Gläubigerschutz nach Kapitel 15 beantragt hat. Evergrande und jüngst auch der Immobilienentwickler Country Garden stehen sinnbildlich für die Immobilienkrise in China, nach jahrelangen Überinvestitionen. Die Flaute lastet auf der Nachfrage nach Baustoffen, Chemikalien und vielen anderen Gütern.
An der Spitze des Nebenwerteindex SDax schnellten die Anteilsscheine von Suse um knapp 60 Prozent auf 15,35 Euro nach oben. Mehrheitsaktionär EQT Private Equity kündigte ein öffentliches Übernahmeangebot für die ihm noch nicht gehörenden 20,9 Prozent der Anteilscheine an. Der Preis liegt bei 16 Euro je Aktie und beinhaltet eine von Suse an alle Aktionäre zu zahlende Interimsdividende. Diese dient der Finanzierung des Angebots und hängt daher von der Anzahl der angedienten Papiere ab. Allerdings: EQT hatte beim Börsengang im Jahr 2021 noch 30 Euro je Aktie eingenommen.
Im Dax ging es in dem trüben Umfeld für die Aktien des Pharma- und Laborausrüsters Sartorius am deutlichsten nach unten, sie fielen um 3,6 Prozent. Unter den wenigen Gewinnern erholten sich die Papiere des Rüstungskonzerns und Automobilzulieferers Rheinmetall mit plus 1,2 Prozent etwas von ihren jüngsten Verlusten.
Aus Branchensicht standen Aktien aus dem Bereich Mode und Sport unter Druck. So fielen Puma um 2,4 Prozent und Adidas um 1,0 Prozent. Die Anteilsscheine von Zalando verloren 2,2 Prozent. Negativ für die Stimmung werteten Händler eine Senkung der Jahresziele durch den Online-Händler von Designer-Mode Farfetch . Dessen Papiere brachen im vorbörslichen US-Handel um mehr als 38 Prozent ein./la/mis
--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---