Der MDax der mittelgrossen Unternehmen gab am Nachmittag noch deutlicher um 2,30 Prozent auf 28.963 Zähler nach, während der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 mehr als ein Prozent einbüsste. Eine Erholung, die es am Vorabend an den US-Börsen in erster Reaktion auf die geldpolitischen Signale der Fed gab, setzte sich im frühen New Yorker Handel nicht fort.

Von den Zinssignalen der US-Notenbank Fed, die auf zwei kleine Zinsschritte in diesem Jahr hindeuten, konnte der deutsche Aktienmarkt nicht profitieren. Laut dem Marktbeobachter Christian Henke vom Broker IG werden die Blicke wieder vermehrt auf die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump gerichtet - und die damit verbundene Gefahr, dass die Fed nur eine Zinssenkung vornimmt oder sogar ganz darauf verzichten könnte.

Analyst Christian Reicherter von der DZ Bank sprach von zahlreichen Unsicherheitsfaktoren, die die Währungshüter weiter vorsichtig stimmten. Laut der Pimco-Ökonomin Tiffany Wilding ist in den Vereinigten Staaten ein «Spagat zwischen steigender Inflation und zunehmenden Rezessionsrisiken» notwendig.

Einer der grössten Dax-Verlierer war Rheinmetall wegen anhaltender Gewinnmitnahmen, die sich im Rüstungsbereich allgemein zeigten. Auch bei Banken realisierten die Anleger Kursgewinne. Deutsche Bank und Commerzbank verzeichneten Kurseinbussen von bis zu vier Prozent. Diese drei Aktien zählen in diesem Jahr zu den stärksten Dax-Werten.

Im deutschen Leitindex verblieben nur wenige Aktien mit positivem Vorzeichen. Ein Plus von 0,3 Prozent gab es bei SAP , nachdem JPMorgan den Aktien des Softwarekonzerns den Status «Positive Catalyst Watch» verlieh und damit positive Kurstreiber in Aussicht stellte. Er erwähnte dabei die Chancen im Bereich der Künstlichen Intelligenz und eine Kurskorrektur, die im Februar eingesetzt hatte. Diese bringe eine attraktive Kaufgelegenheit mit sich.

Mehrere deutsche Unternehmen legten Zahlen vor. Bei RWE war das Gesamtbild mit guten Jahreszahlen, aber einem laut Händlern «gedämpften Ausblick» gemischt. Dies reichte nicht, um den Kurs des Energiekonzerns nach gutem Lauf weiter zu stützen. Für die Aktien ging es um 3,4 Prozent nach unten.

Im MDax standen die RTL-Aktien mit vier Prozent unter Druck. Bernstein-Analystin Annick Maas attestierte dem Medienkonzern zwar ermutigende Umsätze im Streaming-Geschäft, aber auch ein weiteres schwaches Jahr der Produktionssparte Fremantle. Nach einem Kurshoch seit mehr als einem Jahr wurden bei der Aktie wohl auch Gewinne realisiert.

Der grösste MDax-Verlierer waren Lanxess mit einem siebenprozentigen Abschlag. Damit beschleunigte sich der jüngste Abwärtstrend bei dem Spezialchemiekonzern nach einer Rally, die Anfang März zu Ende ging. Am Markt wurde das Minus mit einem enttäuschenden Ausblick begründet. Chetan Udeshi von JPMorgan vermisst im ersten Quartal die Aussicht auf ein saisonal übliches Anspringen der Geschäfte.

Als grösster SDax -Verlierer entpuppte sich SGL mit einem Kurseinbruch um 15 Prozent. Dafür verantwortlich gemacht wurde eine maue Prognose mit einem Umsatz- und Ergebnisrückgang. Die Aktien büssten ihre Kursgewinne seit Mitte Februar mit einem Schlag ein und sackten unter ihre 21-Tage-Linie.

Die Gewinnmitnahmen im Rüstungsbereich machten sich auch bei Deutz mit einem Kursrutsch um 13 Prozent bemerkbar. Bei dem Motorenbauer hatte sich zuletzt auch Fantasie entwickelt, die nun schwindet. Daran änderte auch die Aussage nichts, dass das bislang nur kleine Geschäft in diesem Bereich deutlich ausgeweitet werden soll./tih/jha/

(AWP)