Damit konnte der Dax sich zunächst nicht über der 23.000-Punkte-Marke halten, die er am Vortag erstmals überschritten hatte. In der Spitze war der Dax da bis auf gut 23.307 Zähler geklettert. Zu verdanken hatte er dies einer Rally vor allem bei Rüstungs- und Autowerten. Während zumindest Rüstungsaktien weiter gefragt blieben, dämpften US-Zölle die Stimmung nun spürbar. Der MDax der mittelgrossen Unternehmen büsste 0,82 Prozent auf 28.754,65 Punkte ein.
US-Präsident Donald Trump verdoppelte die im Februar angeordneten Importzölle auf Waren aus China auf 20 Prozent. Die chinesische Regierung kündigte daraufhin Gegenzölle auf US-Agrarprodukte und weitere Massnahmen gegen amerikanische Firmen an. Parallel treten nun US-Zölle auf Einfuhren aus den Nachbarländern Kanada und Mexiko in Kraft. An den US-Börsen wurden die Indizes zum Wochenstart von Zoll- und Konjunktursorgen erheblich belastet.
«Die Börsen sind politisch getrieben wie lange nicht», kommentierte Thomas Altmann von QC Partners. «Und mit der Dominanz politischer Themen steigt die Volatilität an.» Der Handelskrieg sei in vollem Gange und die Gefahr gross, dass es am Ende nur Verlierer gebe, so Altmann. Trump hatte in der Vergangenheit auch der Europäischen Union bereits mit Zöllen gedroht. Das Eurozonen-Leitbarometer EuroStoxx 50 gab am Dienstag rund 1,3 Prozent nach.
Die US-Zölle insbesondere auf mexikanische Importe treffen auch die deutschen Autobauer, die teilweise in Mexiko produzieren und ihre Fahrzeuge von dort unter anderem in die USA liefern. Ein Händler verwies darauf, dass Volkswagen zu den am stärksten von den Zöllen betroffenen Unternehmen der Branche gehöre. Die VW-Aktie büsste 2,2 Prozent ein. Mercedes-Benz verloren 2,9 Prozent, BMW gaben 3,9 Prozent nach.
Auch die Rüstungswerte standen nach der Kursrally zu Wochenbeginn weiter im Fokus. Drei Jahre nach Kriegsbeginn stellte die US-Regierung ihre Militärhilfe für die Ukraine vorerst ein. Europa hatte sich dagegen demonstrativ hinter die Ukraine gestellt. Thema bleibt daher auch die Debatte um ein milliardenschweres Sondervermögen für die deutsche Bundeswehr. Die Aktie von Rheinmetall stieg 1,4 Prozent und war damit grösster Gewinner im Dax.
Für Renk ging es 4,5 Prozent aufwärts, Hensoldt legten 12,5 Prozent zu. Für zusätzlichen Rückenwind sorgten die Analysten von Oddo BHF, die den Rüstungselektronik-Spezialisten auf «Outperform» hochstuften. Obendrein soll Hensoldt Ende März in den Stoxx Europe 600 aufgenommen werden.
Abseits der politischen Themen ging die Berichtssaison weiter. Der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental geht dank seines Sparkurses für dieses Jahr von einer Margenerholung in seinem Autozuliefergeschäft aus. Im vergangenen Jahr habe die Marge aber enttäuscht, bemängelte ein Händler. Auch der Ausblick sei wegen der Aussichten im Autozuliefergeschäft wohl eher ein Sorgenpunkt. Die Continental-Aktie verlor am Dax-Ende 8,5 Prozent.
Der Industriedienstleister Bilfinger profitierte im abgelaufenen Geschäftsjahr von einer anhaltend gute Nachfrage und seinem jüngsten Zukauf. Die UBS-Analysten sprachen von einem guten Jahresausklang. Auch fürs laufende Jahr rechnet Bilfinger mit einem deutlichen Wachstum. Die Aktie stieg 2,7 Prozent.
Im Nebenwerte-Index SDax konnte ausserdem der Optikerkonzern Fielmann mit Jahreszahlen überzeugen und legte 9,2 Prozent zu. Die Experten der Baader Bank lobten den über den Erwartungen liegenden Vorsteuergewinn.
Derweil hat der Gesundheitskonzern Fresenius seine Beteiligung an dem Dialyse-Anbieter Fresenius Medical Care (FMC) zurückgefahren. FMC-Aktien fielen 8,1 Prozent zurück.
Zudem will TAG Immobilien mit Wandelschuldverschreibungen den Kapitalmarkt anzapfen. Die Papiere sollen einen Gesamtnennbetrag von rund 325 Millionen Euro haben, bei einer Laufzeit bis März 2031. Die Summe entspricht etwa 10 Prozent am Grundkapital. Für TAG ging es drei Prozent abwärts./niw/mis
(AWP)