Schlechte heimische Konjunkturnachrichten sorgten ebenfalls für Druck auf den Dax . Nachdem tags zuvor bereits die Daten zur Unternehmensstimmung sehr schwach ausgefallen waren, versetzten nun die Ifo-Daten den Konjunkturaussichten einen weiteren Dämpfer. Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft verschlechterte sich im Juli überraschend weiter. «Die deutsche Wirtschaft steckt in der Krise fest», kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest. «Jetzt müssen wohl die Rotstifte an die Konjunkturprognosen angelegt werden», erwartet Chef-Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank in Liechtenstein.

Am Nachmittag verlor der deutsche Leitindex 1,16 Prozent auf 18.175,08 Punkte, womit die jüngsten Gewinne bereits wieder Geschichte sind. Zeitweise ging es zurück auf den tiefsten Stand seit Anfang des Monats. Nachdem bereits die 50-Tage-Linie dem Dax tags zuvor keinen Halt gegeben hatte, war dies auch für die 100-Tage-Linie der Fall, die bei etwas über 18.280 Punkten verläuft. Beide Linien sind technische Trendindikatoren, die Hinweise darauf geben, in welche Richtung es mittelfristig gehen dürfte. Der MDax der mittelgrossen Werte verlor am Donnerstag 1,40 Prozent auf 24.707,49 Punkte.

«Das war eine regelrechte Flucht aus Aktien», kommentierte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC-Partners das Minus von fast vier Prozent im Nasdaq 100 am Mittwoch, und damit dessen schwächsten Handelstag seit Oktober 2022. Am Markt mache sich nach einigen enttäuschenden Quartalsberichten wie etwa von Tesla und Alphabet Angst breit, dass die Aktienkurse doch zu schnell und zu hoch gestiegen sein könnten. Und diese Angst treffe die KI-Aktien in ganz besonderem Masse. «Eine Beruhigung und nachhaltige Erholung scheint nur möglich, wenn die Bilanzen in der kommenden Woche überzeugen», glauben die Experten von Index-Radar. Am Dienstag berichtet Microsoft, am Mittwoch Meta und am Donnerstag Apple und Amazon.

Die Börsen allgemein schwächte obendrein noch der wieder erstarkte Yen. Spekulationen, dass der Zinsunterschied zwischen den USA und Japan geringer werden könnte, trugen dazu bei. Investoren hatten die Yen-Schwäche der vergangenen Monate genutzt, um sich Geld in Yen günstig zu besorgen und dieses in womöglich ertragreichere Anlagen, und damit auch Aktien, zu stecken. Durch den aktuellen Anstieg des Yen-Kurses dreht sich dieses Rad nun ein Stück weit rückwärts.

Unternehmensseitig ging die Berichtssaison weiter, wobei auch Quartalszahlen internationaler Grosskonzerne wie etwa die von STMicro und BE Semiconductor Industries ihre Spuren hinterliessen. So senkte der Chiphersteller STMicro seine Jahresziele und auch der niederländische Branchenausrüster BE entsetzte die Anleger mit seinen Prognosen.

Infineon büssten daraufhin im Dax als Schlusslicht 5,8 Prozent ein und Elmos verloren im SDax 3,8 Prozent. Aixtron sackten im MDax um 4,4 Prozent ab. Der Anlagenbauer für die Chipindustrie hatte am Morgen aber auch selbst endgültige Quartalszahlen vorgelegt.

An der MDax-Spitze entzog sich unterdessen der Waferhersteller Siltronic mit plus 7,8 Prozent dem allgemeinen Abgabedruck. Er überraschte den Markt trotz weiter schwieriger Geschäfte mit etwas zuversichtlicheren Aussagen für das Gesamtjahr. «Das ist nicht unbedingt erwartbar gewesen», sagte ein Händler.

Im SDax setzte sich die stark gebeutelte Baywa -Aktie mit plus 18,5 Prozent an die Spitze, obwohl der in Milliardenhöhe verschuldete Agrarhandels- und Energiekonzern am Vorabend seine operative Ergebnisprognose für 2024 kassiert hatte. Begründet wurde das zurückgezogene Jahresziel mit dem laufenden Sanierungsgutachten. Der bisherige Jahresverlust der Aktie beläuft sich aktuell auf etwas mehr als 55 Prozent.

«Baywa muss nun ihre Hausaufgaben machen, um das Ruder herumzureissen», kommentierte Baader-Bank-Analyst René Rückert. Jetzt seien die richtigen Managemententscheidungen gefragt. «Solange es diesbezüglich und auch über die Refinanzierung keine Klarheit gibt, werden sich Investoren weder die Investmentstory noch die Bewertung der Aktie anschauen.»

Der Euro wurde am Nachmittag mit 1,0846 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Mittwoch auf 1,0848 Dollar fest gesetzt.

Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 2,44 Prozent am Vortag auf 2,41 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,16 Prozent auf 125,17 Punkte. Der Bund-Future legte unterdessen um kräftige 0,62 Prozent auf 132,75 Punkte zu./ck/mis

--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---

(AWP)