In der deutschen Wirtschaft mehren sich unterdessen die Krisensignale. Die Industrie verbucht deutlich weniger Neugeschäft und einen stärkeren Auftragsrückgang als erwartet. Und auch vom Privatkonsum sind aktuell kaum Wachstumsimpulse zu erwarten. Die Stimmung im Einzelhandel und unter Verbrauchern hat sich weiter verschlechtert. In der Industrie ist nach zwei Anstiegen in Folge der Auftragseingang im August unerwartet deutlich gesunken.

Unter den Einzelwerten fielen an der Dax-Spitze die Aktien der Commerzbank mit einem neuerlichen Hoch seit dem Jahr 2011 auf und gewannen zuletzt 2,3 Prozent. Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp sieht bei einer Übernahme durch die italienische Grossbank Unicredit grosse Risiken. Die Integration zweier grosser Banken sei extrem schwierig, sagte Orlopp dem «Handelsblatt». «Einen solchen Stillstand können wir uns in der heutigen Zeit, die von so vielen technologischen Umbrüchen und von einem sehr intensiven Wettbewerb geprägt ist, nicht leisten.»

Die Papiere von Thyssenkrupp sackten um 4,2 Prozent ab. Die Pläne des Industriekonzerns zur Herstellung von sogenanntem grünem Stahl stehen laut einem Medienbericht auf dem Prüfstand. Eines von vier Prüfszenarien sehe den Baustopp der für die Stahlherstellung mit Wasserstoff notwendigen Direktreduktionsanlage vor, berichtete das «Handelsblatt» unter Berufung auf nicht genannte Quellen im Unternehmen. Dadurch müsste die Thyssenkrupp-Stahlsparte wahrscheinlich im Vorfeld geflossene staatliche Subventionen von rund einer halben Milliarde Euro zurückzahlen.

Die Aktien von Heidelberg Materials verteuerten sich um 1,8 Prozent. Der Adani-Mischkonzern will laut einem Medienbericht das indische Geschäft von Heidelberg Materials übernehmen.

Ansonsten hinterliessen vor allem Analystenkommentare ihre Spuren. So führte eine Kaufempfehlung der Deutschen Bank bei Jenoptik zu einem Kurssprung von 5,3 Prozent. Der Technologiekonzern werde binnen zwei Jahren wohl drei grössere Schritte machen, um seinen Wert zu steigern, schrieb Experte Michael Kuhn. Sein Kursziel liegt oberhalb des bisherigen Rekordhochs.

Derweil sorgten Abstufungen und negative Kommentare anderer Experten bei PVA Tepla und Evotec für Kursverluste von 7,1 beziehungsweise 2,4 Prozent. Beim Spezialanlagenbauer PVA Tepla befürchtet Constantin Hesse von Jefferies weitere Verzögerungen im Auftragseingang. Beim Wirkstoffforscher Evotec rechnet sein Kollege aus dem eigenen Haus Benjamin Jackson damit, dass die Neuaufstellung noch Zeit braucht.

Der Euro notierte zuletzt bei 1,0977 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Freitag auf 1,1029 (Donnerstag: 1,1039) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9067 (0,9058) Euro.

Am deutschen Anleihenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,14 Prozent am Freitag auf 2,23 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,53 Prozent auf 126,38 Punkte. Der Bund-Future verlor 0,25 Prozent auf 133,62 Punkte./edh/nas

--- Von Eduard Holetic, dpa-AFX ---

(AWP)