Nach 21.520 Punkten in der Spitze stand der deutsche Leitindex gegen Mittag dann noch 0,30 Prozent höher bei 21.475 Punkten. Der MDax stellte ihn mit einem Anstieg um 1,15 Prozent auf 26.251 Zähler aber klar in den Schatten. Anleger sehen hier Nachholbedarf, denn der Index mit den mittelgrossen deutschen Werten hatte die Dax-Rally 2024 mit einem Jahresminus schon nicht mitgemacht und hinkt dem Leitindex auch 2025 wieder hinterher.
Der Dax-Gewinn ist im noch jungen Jahr 2025 bereits auf fast acht Prozent angeschwollen. Allein in dieser Woche hat der Dax dazu schon ein Plus von annähernd drei Prozent beigetragen. Am Freitag trieb es nun die Märkte an, dass Trump Zölle als Machtinstrument gegen China darstellte. Dem Sender Fox News sagte der neue US-Präsident: «Sie wollen sie nicht, und ich würde sie lieber nicht einsetzen müssen».
Laut dem Marktbeobachter Jim Reid von der Deutschen Bank sind dies zwar «spontane Bemerkungen» des US-Präsidenten, die bei Anlegern aber einen positiven Rückschluss ausgelöst hätten. «Sie haben am Finanzmarkt über Nacht das Gefühl hinterlassen, dass es ein Szenario gibt, in dem China bei dem Zollregime dem Schlimmsten entgeht», schrieb er am Morgen.
Mit Blick auf den Dax stellt sich die Helaba jedoch die Frage, wie lange die Zuversicht noch anhält und die Perspektive sinkender EZB-Leitzinsen für Unterstützung sorgen kann. «Die Gefahr von Rücksetzern ist vorhanden, zumal es von technischer Seite Signale einer überkauften Marktlage gibt», schrieben die Autoren Ralf Umlauf und Ulrich Wortberg in ihrem Morgenkommentar.
Im Dax besonders gefragt waren die Autobauer, die einen weiteren schwungvollen Erholungsversuch starteten. Bei Mercedes-Benz zum Beispiel reichte ein gut dreiprozentiger Anstieg für das höchste Kursniveau seit Ende Oktober. Auch in anderen klassischen Industriesparten legten die Kurse zu, wie beispielsweise der Chemiekonzern BASF ebenfalls mit einem Hoch seit Oktober zeigte.
Im Luxusgütersektor wirkten sich die China-Spekulationen ebenfalls stützend aus, wobei dort zusätzlich der britische Burberry-Konzern mit Zahlen für Erleichterung sorgte, die viel besser als befürchtet ausfielen. Dies übertrug sich in der Dax-Familie ein Stück weit auf die Aktien von Hugo Boss , die im MDax um 2,2 Prozent anzogen.
Am Dax-Ende tauchte dagegen mit minus 4,6 Prozent MTU auf. Auf ihrem Rekordlauf löste ein Wechsel auf dem Posten des Finanzchefs Gewinnmitnahmen aus. Für die Zeit des Übergangs sprach die Jefferies-Analystin Chloe Lemarie von einer «gewissen Unsicherheit». Wie das Bankhaus Metzler am Freitag schrieb, lasse die Kursentwicklung bei dem Triebwerksbauer «nur begrenzten Spielraum für Fehler».
Im MDax besonders gefragt blieben die Aktien von Carl Zeiss Meditec , die ihre Erholung schwungvoll um sieben Prozent fortsetzten. Bei dem Medizintechnik-Konzern mehren sich derzeit die Kaufempfehlungen von Analysten in Erwartung einer diesjährigen Besserung. Als Anstoss der Kursrally galt in den vergangenen Tagen schon eine Meldung, wonach ein Augenlaser-Gerät in China eine überraschend schnelle Zulassung erhalten haben soll.
Im Chipsektor trotzte Infineon mit einem Plus von 1,4 Prozent und einem Hoch seit Juli der Tatsache, dass der US-Branchenkollege Texas Instruments einen enttäuschenden Ausblick abgab. Ein Händler sagte, Infineon habe sich zuletzt schon viel vorsichtiger positioniert als die Amerikaner. Schon länger gilt im Chipsektor die Hoffnung auf eine anhaltend hohe Nachfrage nach KI-Produkten als Treiber./tih/jha/
(AWP)