Dank der US-Inflationsdaten am Vortag sei die Risikobereitschaft am Aktienmarkt merklich gestiegen, betonte Analyst Pierre Veyret vom Broker Activtrades. Es gebe nun eine klarere Perspektive für die US-Geldpolitik, die den Gipfel in ihrem Zinserhöhungszyklus wohl erreicht habe. Gleiches gelte für die Bank of England. Die Inflation in Grossbritannien hatte sich im Oktober kräftig abgeschwächt. Im Jahresvergleich stiegen die Verbraucherpreise um 4,6 Prozent, wie das Statistikamt ONS mitteilte. Im September war die Inflationsrate noch deutlich höher bei 6,7 Prozent gewesen.
Ob die Märkte in ihrer Zuversicht übertreiben, muss sich allerdings noch zeigen. «An den Zinsterminmärkten wurde die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinserhöhung der US-Notenbank komplett ausgepreist», stellte Anlagestratege Ulrich Stephan von der Deutschen Bank fest. «Dass die Terminmärkte nun aber bereits eine 30-prozentige Wahrscheinlichkeit einer ersten Zinssenkung im März einpreisen, erscheint mir aus heutiger Sicht etwas sportlich.»
Grösste Gewinner waren die Technologiewerte. Sie folgten den Vorgaben der US-Börse Nasdaq, wo die zinssensiblen Titel der Branche gefragt waren. Für Gewinne sorgten zudem überraschend starke Konjunkturdaten aus China. Im Oktober hatte der Einzelhandel deutlich stärker als von Experten erwartet zugelegt. Auch das Wachstum der Industrieproduktion hatte sich überraschend etwas beschleunigt. Das beflügelte die Rohstoffwerte, aber auch den Luxusgütersektor. LVMH zogen um 2,5 Prozent an, Richemont legten um 2,3 Prozent zu.
Am Ende des Feldes lagen dagegen defensive Sektoren wie Versorger, Telekom und Pharma. Auch gute Studienergebnisse für einen Blutdrucksenker und die Zulassung eines Krebsmedikaments von Roche halfen wenig. Immerhin verzeichnet der Schweizer Pharmawert kleine Gewinne. Dagegen fielen Anteile des Pharmawerts Alcon nach enttäuschenden Zahlen um knapp fünf Prozent.
Gross war die Enttäuschung bei Alstom . Der Schienenfahrzeug-Hersteller will seine Verschuldung mit Verkäufen von Unternehmensteilen und womöglich auch einer Kapitalerhöhung senken. Die Sparanstrengungen kamen bei Analysten zwar gut an, die Furcht vor einer anteilsverwässernden Kapitalerhöhung lastete aber auf dem Aktienkurs. Alstom brachen um über 19 Prozent ein./mf/men
(AWP)