Neben dem EZB-Zinsentscheid am Donnerstag steht den Finanzmärkten mit dem US-Arbeitsmarktbericht am Freitag ein weiteres wichtiges Ereignis bevor. Dieser hat grossen Einfluss auf die Geldpolitik der amerikanischen Notenbank Fed, die kommende Woche tagt. Während eine erste Zinssenkung im Euroraum als sicher gilt, dürfte die Fed diesmal noch die Füsse still halten - die Anleger hoffen auf eine geldpolitische Lockerung im September.

Entsprechende Erwartungen schürten zuletzt schwache Daten vom US-Arbeitsmarkt. Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets verwies darauf, dass die am Dienstag veröffentlichte Zahl der offenen Stellen im April auf das tiefste Niveau seit drei Jahren gefallen sei. Zur Wochenmitte wurde dann bekannt, dass die Privatwirtschaft in den USA im Mai weniger Stellen geschaffen hat als erwartet.

Für den viel beachteten monatlichen Arbeitsmarktbericht der US-Regierung seien die vom Arbeitsmarktdienstleister ADP veröffentlichten Daten zwar kein verlässlicher Indikator, konstatierte Ian Shepherdson von Pantheon Macroeconomics. Sie passten aber zur von ihm erwarteten Beschäftigungsentwicklung.

Derweil erwartet Chefökonom Mohit Kumar von der US-Investmentbank Jefferies, dass EZB-Präsidentin Christine Lagarde bei der am Donnerstag erwarteten Zinssenkung betonen wird, dass dies nicht der Beginn einer Reihe von Zinssenkungen sei. Kumar rechnet wegen der zuletzt verbesserten Wachstums- und rigiden Inflationsdaten erst im September und Dezember mit einer weiteren geldpolitischen Lockerung. Und falls die Fed im laufenden Jahr die Zinsen gar nicht senken werde, könnte es bei der EZB auch bei zwei Senkungen bleiben.

Von den Zinssenkungshoffnungen profitierten am Mittwoch vor allem die zinssensiblen Technologiewerte . Das Branchen-Schwergewicht ASML legte als grösster Gewinner im EuroStoxx 50 um 8,1 Prozent zu. Damit brachen die Aktien aus dem Konsolidierungstrend seit ihrem Rekordstand vor knapp drei Monaten aus. Auslöser ist offenbar der Optimismus des Finanzchefs des niederländischen Unternehmens. Er habe in kleiner Runde den erfolgreichen Abschluss von Verhandlungen mit dem taiwanesischen Chipkonzern TSMC in Aussicht gestellt, schrieb Jefferies-Experte Janardan Menon.

Gute Geschäfte zu Beginn des zweiten Quartals bescherten Inditex einen Kursanstieg von 3,7 Prozent. Die Analysten von Jefferies werteten die Zahlen als Beleg dafür, dass der Bekleidungskonzern weiter Marktanteile gewinnt.

Aus dem schwächelnden Rohstoffsektor ragte mit Voestalpine ein kleinerer Titel mit plus 2,7 Prozent positiv hervor. Die Analysten von Baader werteten das abgelaufene Geschäftsjahr des Stahlkonzerns als solide./gl/stw

(AWP)