Kreisen zufolge haben die USA Hinweise darauf, dass der Iran in Kürze einen Raketenangriff auf Israel durchführen will. Die Vereinigten Staaten unterstützten aktiv die Vorbereitungen zur Verteidigung Israels gegen einen solchen Angriff, der schwerwiegende Folgen für den Iran haben würde, sagte ein hochrangiger Beamte des Weissen Hauses der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge. Die Warnung erfolgte, nachdem die israelischen Streitkräfte gegen die von Teheran unterstützte Hisbollah in den Südlibanon vorgerückt waren.

Die womöglich weitere Eskalation des Konflikts im Nahen Osten belastete am Dienstag besonders stark die Börse in Istanbul, wo der türkische Leitindex Bist 100 um 3,25 Prozent auf 9.351 Punkte absackte und damit das Niveau von Mitte September erreichte. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan behauptete am Nachmittag, Israel habe es auch auf die Türkei abgesehen: «Die israelische Führung wird nach Palästina und dem Libanon unser Land ins Visier nehmen», so Erdogan laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu.

«Die Nervosität hat wieder Einzug erhalten und viele Investoren nehmen lieber Kursgewinne mit», schrieb Marktexperte Andreas Lipkow zur aktuellen Lage. Die Stimmung sei in den letzten Handelstag sehr positiv gewesen und habe zu viele potenzielle Krisenherde sowie schlechte Nachrichten überlagert. Nun müsse sich zeigen, ob sich die Situation im Nahen Osten wieder beruhige oder aber verschärfe. Letzteres würde die Aktienmärkte noch einmal erheblich unter Verkaufsdruck setzen können.

Ölwerte profitierten von den Nachrichten zu einer möglichen Konfliktverschärfung im ölreichen Nahen Osten, weil damit die Gefahr einer Verknappung des Rohstoffs verbunden ist. Eni und Totalenergies legten im EuroStoxx um bis zu 1,5 Prozent zu. Shell und BP gewannen in London um bis zu 2,4 Prozent. Die Ölpreise legten nach den Meldungen zeitweise um über zwei Dollar zu.

Nicht ungewöhnlich in Kriegszeiten sind zudem die Kursgewinne für Rüstungshersteller. BAE Systems schlossen in London 2,9 Prozent höher, Leonardo zogen in Mailand an. In Frankfurt gewannen Rheinmetall über 5 Prozent. Bankenwerte litten unter Konjunktursorgen, Santander büssten am EuroStoxx Ende 4,9 Prozent ein.

Aktien von Tourismuskonzernen und Fluggesellschaften schlossen schwach. Bei letzteren steigen die Risiken durch höhere Kerosinpreise. IAG etwa sackten um 5 Prozent ab. Auch fallen womöglich einige Reiseziele vorerst aus und die Gefahr terroristischer Anschläge wird grösser. Die Anleger von Tui sahen Kursverluste von 2 Prozent.

Stärkster Wert im EuroStoxx noch vor Eni und Totalenergies waren AB Inbev mit plus 1,6 Prozent. Die US-Bank Citigroup hatte die Anteile der Brauerei von «Neutral» auf «Buy» hochgestuft./ajx/ngu

(AWP)