«Zum Monatsanfang fliesst frisches Geld in den Aktienmarkt. Das sorgt in Kombination mit einem fulminanten Turnaround an der Wall Street in der letzten Handelsstunde am Freitag für einen starken Handelsauftakt», hatte Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei Robomarkets, den freundlichen Tagesstart kommentiert. Zudem stützten am Montagvormittag Konjunkturdaten aus Europa.

Allerdings konnten die für Europa oft richtungsweisenden US-Börsen an ihre späte Rally vor dem Wochenende nicht anknüpfen: Während der Leitindex Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsende knapp 0,7 Prozent verlor, behauptete der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 nur ein knappes Plus.

Die Stimmung in den Industrieunternehmen der Eurozone hat sich im Mai verbessert. Der Einkaufsmanagerindex von S&P Global (PMI) stieg im Monatsvergleich. Er blieb zwar klar unter der wichtigen Wachstumsmarke von 50 Punkten, erreichte aber den höchsten Stand seit 14 Monaten. Dagegen zeigte der Einkaufsmanagerindex ISM für die US-Industrie eine unerwartete Stimmungseintrübung im vergangenen Monat - Analysten hatten im Schnitt mit einem Anstieg gerechnet. Der Gesamtindikator liegt aber weiter über der Expansionsschwelle von 50 Punkten.

Im europäischen Branchenvergleich waren am Montag Immobilien- und Telekommunikationstitel am meisten gefragt.

Dagegen mieden die Anleger die Aktien von Öl- und Gaskonzernen sowie Pharmatitel . Erstere litten unter einem deutlichen Preisrückgang für den wichtigen Rohstoff, während bei letzteren eine Sammelklage in den USA auf die Stimmung drückte.

Mehrere grosse Pharmakonzerne müssen sich wegen möglicher Krebsrisiken des Medikaments Zantac in den USA vor Gericht verantworten. Etwa 75 000 Verbraucher haben dort Klage gegen die Unternehmen erhoben, die das Mittel gegen Sodbrennen einst hergestellt hatten. Betroffen sind Pfizer aus den USA, GSK aus Grossbritannien, Sanofi aus Frankreich und Boehringer Ingelheim aus Deutschland.

Branchenexperte James Gordon von der US-Bank JPMorgan hält es nach der Gerichtsentscheidung für möglich, dass die Klagen vor allem GSK deutlich teurer zu stehen kommen könnten als bisher gedacht. Die Aktien von GSK sackten um 9,5 Prozent ab, wogegen Sanofi in Paris ein Plus von 0,4 Prozent behaupteten. GSK und Pfizer wollen sich gegen die Entscheidung des Gerichts in Delaware rechtlich wehren. Sanofi sieht sich mit etwa 25 000 Klagen in Delaware konfrontiert, hält sie nach eigenen Angaben aber nicht für prozesswürdig.

Das schwer angeschlagene IT-Beratungsunternehmen Atos hat eigenen Angaben zufolge zwei Rettungsangebote erhalten und will darüber kurzfristig entscheiden. Die Offerten legten der Atos-Grossaktionär David Layani und der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky vor. Atos ist mit knapp 5 Milliarden Euro verschuldet und benötigt dringend frisches Geld, um den Geschäftsbetrieb fortsetzen zu können. Die Anteilsscheine der Franzosen verbuchten am Vormittag ein weiteres Rekordtief und büssten letztlich mehr als 18 Prozent ein. In diesem Jahr summiert sich das Kursminus bereits auf knapp 81 Prozent./gl/men

(AWP)