An Aufträgen herrscht bei Airbus kein Mangel - im Gegenteil. Im vergangenen Jahr sammelte der Hersteller Bestellungen über 878 Passagier- und Frachtjets ein. Nach Abzug von Stornierungen kamen 826 Aufträge hinzu. Der Auftragsbestand wuchs zum Jahresende auf 8.658 Maschinen.

Der kriselnde Konkurrent Boeing aus den USA will seine Auslieferungs- und Auftragsbilanz am Dienstag (14. Januar) veröffentlichen. In den ersten elf Monaten des vergangenen Jahres lieferte er gerade einmal 318 Maschinen aus.

Airbus hatte den einstigen Weltmarktführer im Jahr 2019 als grössten Flugzeugbauer abgelöst. Damals war Boeing nach dem Absturz zweier Mittelstreckenjets vom Typ 737 Max in eine schwere Krise gerutscht. Die Maschinen des Typs durften wegen technischer Mängel mehr als 20 Monate lang weltweit nicht mehr abheben.

Seither kämpft der US-Konzern auch bei anderen Modellen wie dem Grossraumjet 787 «Dreamliner» und dem Raumschiff «Starliner» mit Pannen und Qualitätsmängeln. Vor rund einem Jahr brach aus einer Boeing 737 Max im Flug ein türgrosses Rumpfteil heraus. Seither steht die Produktion unter strenger Aufsicht der US-Luftfahrtbehörde. Zuletzt besorgte sich der Konzern nach mehreren Verlustjahren Milliardensummen von Anlegern.

Airbus kann von der Krise seines einzigen grossen Rivalen nur begrenzt profitieren. Zwar hat der Hersteller seine Führungsrolle im Segment der Mittelstreckenjets weiter ausgebaut. Doch die Produktion dieser Jets aus der A320neo-Familie ist auf Jahre hinaus ausgebucht. Vorstandschef Faury will die Produktion der Reihe zwar auf 75 Maschinen pro Monat ausweiten, verschob dieses Ziel aber mehrmals. Jetzt soll es erst 2027 so weit sein. Denn die Zulieferer kommen bei dem geplanten Produktionsausbau kaum hinterher. Fluggesellschaften müssen entsprechend länger auf neue Maschinen warten.

Im abgelaufenen Jahr stellte die A320neo-Familie mit 602 Maschinen erneut den Löwenanteil der ausgelieferten Airbus-Jets. Mehr als 60 Prozent der Standardrumpf-Jets entfielen auf die Langversion A321neo. Während Maschinen dieser Grösse bisher auf die Kurz- und Mittelstreckenflüge beschränkt waren, lieferte Airbus im vergangenen Jahr auch die ersten Exemplare der neuen Langstreckenversion A321XLR aus. Sie soll Langstreckenflüge für Airlines auch auf Strecken rentabel machen, auf denen die Ticketnachfrage für Grossraumflugzeuge nicht ausreicht.

Von seinen grossen Langstreckenjets der Reihen A350 und A330neo übergab Airbus im vergangenen Jahr insgesamt 89 Exemplare an seine Kunden - und damit sogar weniger als im Vorjahr. Vom kleinsten Modell A220 lieferte der Hersteller 75 Maschinen aus.

Der Chef der Verkehrsflugzeugsparte, Christian Scherer, sprach trotz der Engpässe bei wichtigen Bauteilen wie Triebwerken von einem guten Jahr für Airbus. Bei den Aufträgen für Grossraumjets habe es «eine unglaubliche Dynamik» gegeben. Was die Auslieferungen des vergangenen Jahres für Umsatz und Gewinn des Konzerns bedeuten, will der Vorstand bei der Bilanzvorlage am 20. Februar bekanntgeben./stw/men/he

(AWP)